Atlantis ist dem Ende geweiht. Nein, das ist unumgänglich, allerdings liegt es an uns, rechtzeitig ein futuristisches Dimensionsportal, das aus insgesamt neun Bestandteilen zusammengesetzt wird, zu erschaffen, um die Atlanter zu retten. Kooperativ versuchen in "Atlantis Rising" 1-7 Spieler, dies zu bewerkstelligen, bevor der Stadtkern von den Fluten verschluckt wird. Was steckt hinter dem optisch eindrucksvollen Spiel und der "2nd Edition"?
Wie funktioniert das Spiel?
Um das Stadtzentrum werden sternförmig sechs Landzungen aufgebaut, die wiederum aus sechs Teilen bestehen. Dabei ermöglichen die äußeren Teile immer die stärkeren Aktionen, das Einsetzen dort birgt allerdings Gefahr durch Überflutung. In jeder Runde werden Teile geflutet, darauf eingesetzte Atlanter sind wirkungslos, da die Aktionen erst nach der Überflutung abgehandelt werden.
Gemeinsam sammeln wir Ressourcen, für die wir würfeln müssen, verarbeiten Erz zu Atlantium um, erhöhen unsere Arbeiteranzahl und sammeln mächtige Artefakt-Karten in Bibliotheken. Mit mystischer Energie lassen sich Würfelwürfe manipulieren, magische Barrieren gegen die Flut bauen oder gar ganze Inselteile, welche bereits überflutet wurden, emporsteigen.
Herzstück des Spiels sind die Bauteile, die für das Portal und damit die Rettung gebaut werden müssen. Alle davon erfordern gewisse Ressourcen, geben aber nach dem Bau einmalige Effekte oder weitere Aktionsmöglichkeiten. Der Zeitdruck sitzt den Spielern aufgrund der mehr und mehr überfluteten Landteile stets im Nacken, sodass nicht zuletzt mittels spezieller Anführerfähigkeiten effektiv zusammengearbeitet werden muss.
Was ist das Besondere an "Atlantis Rising (2nd Edition)?
Kickstartertypisch ist das Spielmaterial eine Augenweide. Die Spielfeldteile schauen super aus, dazu gesellen sich ansprechende Holzmeeples, fantastische Deluxe-Ressourcen sowie grandiose Würfel mit hübschen Gravuren (nur in der Deluxe-Edition).
Was "Atlantis Rising" wirklich auszeichnet, ist der schöne Druck, den die Fluten und die übrigen schlimmen Ereignisse ausüben. Dadurch, dass mehrere Schwierigkeitsgrade verfügbar sind, lässt sich die Herausforderung super anpassen und das auch noch mit einfachsten Mitteln. Das ist schon echt gut gemacht und das Zusammenspiel muss schon passen, um die schwierigeren Stufen gemeinsam zu schaffen.
Wie sehr gefällt es uns?
Wer uns kennt, weiß, dass kooperative Spiele nicht unbedingt zu unseren liebsten Spielvarianten gehören, dennoch hatten wir Spaß mit "Atlantis Rising". Das Spiel macht optisch und haptisch einiges her. Spielmechanisch bewegen wir uns hier grundlegend auf Familienspielniveau - die Aktionsfelder auf den Inseln sind kinderleicht auszuführen und letztendlich benötigt man auch erstmal von allen Ressourcen etwas. Die Bibliotheks-Karten heben den Anspruch dann etwas über Familenspielniveau, da man hiervon, vor allem mit zwei bis vier Spielern, doch einige hat und viele Möglichkeiten des geschickten Ausspielens im Blick haben muss. Die zusätzlichen Effekte der Bauteile sowie die immer weiter überflutete Stadt sorgen dann hintenraus dafür, dass man gegen Ende schon clever zusammenarbeiten muss.
Wir haben unsere ersten drei Partien in den Schwierigkeitsstufen 2 und 3 (von 5) gewonnen, was zunächst etwas faden Beigeschmack hatte. Waren wir einfach gut? Oder hätten wir direkt noch höher einsteigen sollen? War es nur Glück? Nun ja, es gibt viele Wege, die Flut aufzuhalten bzw. Aktionen dennoch zu tätigen. Natürlich kommt es auch darauf an mit welchen Anführern man spielt, welche Bibiotheks-Karten gezogen werden und welche Landteile die Flut trifft - da ist schon viel Zufall dabei. Letztendlich sind wir dann in Schwierigkeitsstufe 4 gescheitert, hatten aber das Gefühl, dass es hauptsächlich am Würfelpech lag (wir haben wirklich extrem schäbig gewürfelt). Das ist dann am Ende natürlich etwas unbefriedigend, aber darauf muss man sich eben einstellen. Ehrlich gesagt hat uns die Niederlage-Partie sogar mehr Spaß gemacht, da wir hier wirklich einige Schweißperlen auf der Stirn hatten und versucht haben, das Unumgängliche noch zu umgehen.
Insgesamt muss ich aber sagen, dass ich nach fünf Partien nur noch wenig Lust auf "Atlantis Rising" habe. Woran das liegt? Ich schätze an dem doch sehr abwechslungsarmen Spielablauf. Das Spiel ist prima konzipiert und funktioniert astrein, dennoch habe ich (und auch meine Mitspieler) genug gesehen und der Reiz, erneut in dieses Spiel abzutauchen, ist eher gering. Sollte man das Spiel im Regal haben? Es sieht doch so schön aus und ab und an wäre eine Partie mit neuen Mitspielern doch sicherlich reizvoll! Ich habe lange darüber nachgedacht, das Spiel zu behalten, aber mich letztendlich dagegen entschieden. Ich habe einfach zu viele andere Spiele, die ich lieber spielen würde. Trotz der grandiosen Optik und dem tollen Material trenne ich mich davon, spielerisch war es eine nette, aber eben keine besondere Erfahrung. Denn das Spiel dauert am Ende des Tages zu lange dafür, was es ist.
Wertungen
Chris: 6 (Bomben-Optik, super Spielmaterial, spielerisch anfangs lustig und interessant, aber nach einigen Partien ist bei mir die Luft raus. Letztendlich nett, aber nicht mehr)
Klemens: 6 (Auch ich als Kooperativ-Muffel hatte Spaß, aber auch dieses Spiel kann bei mir trotz der tollen Präsentation keinen langfristigen Reiz auslösen)
Wahnsinnig gut präsentiertes, kooperatives Erlebnis, das spielerisch nach ein paar Partien etwas auf der Stelle tritt. Der Zeitdruck sowie die grundlegend flüssigen Aktionen gefallen, dagegen kratzt die Monotonie und der hohe Zufall ordentlich am langfristigen Spielreiz.
Die vielen Schwierigkeitsgrade sind super, leider hält uns das Spiel aber auf Dauer nicht lange genug bei der Stange, um die Stadt Atlantis noch öfter zu retten.
Text: Chris.