Ajulejos? Noch nie gehört. Dabei haben wir solche Fliesen bei uns in der Küche. Ich habe unserem Fliesenleger einige Male über die Schulter geschaut - "schaut gar nicht so schwierig aus", hab ich mir überlegt. Gott sei Dank bin ich nicht auf die Idee gekommen, es selbst zu versuchen. Warum? Nun ja, anscheinend bin ich der wohl schlechteste Azul-Spieler aller Zeiten. Wäre bestimmte dasselbe Resultat in der Küche gewesen. Warum mir das Spiel trotzdem Spaß macht, es aber keinesfalls UNSER Spiel des Jahres ist, verrate ich Euch im Folgenden.
Es war gar nicht so einfach, an ein Exemplar des Spiels zu kommen. Nachdem Jan vom Würfelzwerg mir noch eines vorsichtshalber zurückgelegt, ich aber dankend abgelehnt hatte, gab es Azul so gut wie nirgends mehr zu kaufen - natürlich außerhalb der Mondpreise auf diversen Auktionsseiten. Letztendlich ist es mir doch noch gelungen, ein Azul zu ergattern - irgendwie war ich nach den ganzen Lobeshymnen doch irgendwie zu neugierig darauf.
Die Regeln sind denkbar einfach: Man nimmt sich eine oder mehrere Fliesen derselben Farbe von einer der Manufakturplättchen (der Rest wird dann in die Tischmitte geschoben) oder direkt aus der Tischmitte (der Erste, der das tut, erhält einen Minuspunkt). Die genommenen Fliesen kommen dann nicht direkt an die Wand, sondern erst einmal in die Musterreihe. In der ersten Reihe benötigt man lediglich eine Fliese in der Reihe, nach unten hin werden es immer mehr (bis fünf). Erst wenn eine Musterreihe voll ist, darf eine einzige
Fliese angebracht werden, der Rest kommt in die Spieleschachtel. Irgendwie fühlt sich das extrem komisch und abstrakt an, auch wenn es spielmechanisch natürlich Sinn macht. Wer dann zusammenhängend fliest, erhält viele Punkte, da horizontal und vertikal angrenzende Fliesen erneut bepunktet werden. Dadurch, dass man in einer Reihe keine Fliesen mehr lagern kann, die man bereits an der Wand hat, kommt viel Taktik ins Spiel. Nimmt man sich nämlich zu viele Fliesen eines Typs und kann einige davon nicht in derselben Reihe lagern, muss man diese als "kaputte" Fliesen in die Bodenreihe legen, was
Minuspunkte gibt. Azul funktioniert hervorragend, schnell schaut man nicht nur auf sein eigenes Tableau, sondern auch auf das der Gegner und wägt genau ab, was man tut. Trotz allem spielten wir Azul ein wenig emotionslos vor uns hin, was extrem schade ist. Das Thema fühlt sich für uns nicht greifbar, in jeder Faser des Spiels scheint die extrem abstrakte Spielmechanik durch, über die lediglich ein passendes Grundthema gestülpt wurde.
Der Reiz, dieses Spiel öfter auf den Tisch zu bringen, ist bei uns bereits jetzt schon etwas verflacht. Bitte nicht falsch verstehen, Azul ist ein tolles Spiel, nur eben keines, das uns besonders viel Spaß macht.
+ tolles Spielmaterial
+ extrem leicht zu verstehen
+ schnell gespielt
+ funktioniert mit jeder Spieleranzahl
- abstrakte Punktejagd
- thematisches Gewand mehr Schein als Sein
Azul ist ohne Frage ein wirklich gutes Spiel. Ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen, die eher weniger spielen, hier richtig toll unterhalten werden - so auch alle Freunde etwas abstrakterer Spiele. Die Mechanik ist simpel wie großartig, ab der zweiten Partie beginnt man bereits mit ersten strategischen Zügen, das Material ist prima und hat einen hohen Aufforderungscharakter. Dennoch hat es uns persönlich leider einfach nicht abgeholt. Zu zweit würden wir es eher nicht mehr auf den Tisch holen, zu dritt oder viert wären wir zumindest nicht abgeneigt, weitere Partien zu spielen.
Eine Azul-Liebe hat sich bei uns also leider nicht entwickelt - so ist das eben manchmal mit der Liebe.
Text: Chris
Chris: "Eine Runde ab und an geht auf jeden Fall, aber so wirkliche Begeisterung hat sich bei mir nicht eingestellt."
Sarina: "Zu zweit gefällt mir Patchwork immer noch besser, zu viert gibt es genügend andere Spiele, die mich mehr reizen."