Komplexität: ***

Wie ein guter Popcornfilm

Wikinger sind in den letzten Brettspieljahren schwer im Trend, in Champions of Midgard bekämpfen wir als eben solche Monster und Trolle bei einer Mischung aus Workerplacement und leichtem Ameritrash. Weshalb das überraschend gut funktioniert und weshalb man wissen muss, worauf man sich einlässt, lest Ihr im Folgenden.

Das größte Plus des Spiels ist seine enorm angenehme Komplexität. Es schlägt dabei in eine ähnliche Kerbe wie Stone Age, denn das Spiel erweist sich durch ein unkompliziertes Regelwerk und einen enorm flüssigen Spielablauf als nahezu perfekter Türöffner in die Welt der etwas komplexeren Brettspiele, ohne dabei jemanden zu überfordern. Mitsamt der beiden Erweiterungen ist Champions of Midgard einen Tick anspruchsvoller als Stone Age

Mit seinen Arbeitern sammelt man Ressourcen und Krieger, beide sind essentiell, um 

Ruhm und Ehre in Form von Siegpunkten durch das Besiegen von Ungeheuern zu ernten. Diese Kämpfe sind thematisch hervorragend verpackt: vor dem Dorf lauernde Trolle sollten ohnehin bekämpft, ansonsten werden alle Spieler bestraft (herrliche Idee), in den Bergen mit der Dark Mountain-Erweiterung und auf See (Grundspiel) warten wesentlich gefährlichere Monster, zu denen man erstmal hinkommen muss. Das kostet Geld und Essen, immerhin ist die Reise lang und als wäre das noch nicht genug, muss auch noch ein zufälliges Event zuvor absolviert werden, das ebenfalls Krieger oder Ressourcen kosten kann. Das passt perfekt zum Thema und ein Verlust hierbei ist in der Regel ärgerlich, aber nicht dramatisch, zumal es Möglichkeiten gibt, die Karte vorher anzusehen. Oder man reist einfach besser ausgerüstet los, natürlich braucht man dazu ein passend großes Schiff. Ihr seht, thematisch passt hier alles wunderbar zusammen. 

Gut gefallen haben uns auch die unterschiedlichen Würfel, die verschiedene Krieger darstellen. Natürlich benötigt man für bestimmte Monster bestimmte Kriegertypen, was sowohl thematisch als auch spielerisch Sinn macht.

 

Das Grundspiel an sich bietet zwar bereits alleine schon ein gutes Spiel, mit den beiden Erweiterungen jedoch wird Champions of Midgard ein sehr gutes. Sie sind nicht essentiell notwendig, allerdings empfehlen wir beide, da Dark Mountains die Variabilität mit der Reise in die Berge erhöht, was bei mehr als zwei Spielern sehr sinnvoll ist, und die Valhalla-Erweiterung das Sterben sogar belohnt. Das funktioniert so, dass man für jede verlorene Kriegerart ein Plättchen erhält und man mit bestimmten Kombinationen sinnvolle Errungenschaften kaufen kann. Sehr schöne Idee und auch wenn man sagen könnte, dass das Spiel so vereinfacht werden würde, sind wir ganz klar für die Erweiterung. Das Spiel ist nämlich von vorne bis hinten kein hoch anspruchsvolles Taktikspiel, sondern ein unterhaltsames, leicht forderndes, das ganz klar den Fokus auf den Spaß legt. Und hier macht es einfach Sinn, die Tode zu belohnen, denn auch hier kann man durchaus taktieren und es erweitert die Aktionsvielfalt auf eine sinnvolle und sogar thematisch passende Weise.

 

Bisher wenig gemeckert, aber ein klein wenig gibt es durchaus: Die Karten sind extrem dünn und über dem Spielplan der deutschen Ausgabe (die Erweiterungen gibt es bisher nur auf englisch, werden allerdings über die Spieleschmiede auf deutsch erscheinen) liegt ein etwas unschöner Grauschleier. Nicht dramatisch, aber eben erwähnenswert. Und ja, Champions of Midgard ist nicht für alle etwas, denn wer ein strategisch anspruchsvolles Kennerspiel erwartet, ist hier möglicherweise doch fehl am Platz. Hier überwiegt ganz klar der Spaß, Risiko kann belohnt oder bestraft werden und allerlei Möglichkeiten bieten den Spielern vor allem mit den Erweiterungen genug Platz, immer etwas Sinnvolles zu tun. Im Endeffekt macht man immer dasselbe: auf die Kämpfe vorbereiten und diese absolvieren. Wer sich darauf einlässt und nicht mehr erwartet, kann mit dem Spiel glücklich werden.

Wertungen

Chris: 8

Eva: 6

Holger: 7

Sarina: 7

Pro:                                            Contra:

+ thematisch sehr gelungen                                           - die beiden Erweiterungen sind ab drei Spielern

+ angenehmer, flüssiger Spielfluss                                  fast notwendig

+ tolle Optik                                                                       - dünne Karten

+ gelungener Mix aus Workerplacement                     - Spielplan mit Grauschleier (deutsche Ausgabe)

   und Würfelkampf                                                          

+ perfekter Opener für neue Mitspieler

   und gleichzeitig auch amüsant für     

   erfahrene Spieler

FAZIT:

Champions of Midgard ist eines dieser Spiele, die ich jederzeit mitspielen würde. Es sieht gut aus, der Spielablauf ist super flüssig und das Thema liegt mir. Wenn man weiß, dass der Fokus des Spiels auf fordernder Unterhaltung liegt und das Wikinger-Monster-Setting nicht sofort abschreckt, dürften sogar Taktikfüchse ihren Spaß haben. Selbst meine Frau, die mit Monsterkämpferei so gar nichts anfangen kann, war positiv überrascht.

 

Ein enorm amüsantes, gelungenes Spiel, das mit den beiden Erweiterungen zu einem richtig guten wird. Ein Allrounder für Neueinsteiger sowie erfahrene Spieler, der einfach Spaß macht. 

 

Text: Chris