Am Anfang herrscht bei Coimbra trotz der wunderbaren Aufmachung Orientierungslosigkeit. Das liegt daran, dass es wirklich viele Dinge zu beachten gibt, glücklicherweise ohne die Spieler durch die Masse an Aktionsmöglichkeiten zu erschlagen. Vielmehr gibt es eher eine Vielzahl an sinnvollen Möglichkeiten, alles klingt irgendwie lukrativ.
Wie funktioniert das Spiel?
Ist man an der Reihe, wählt man reihum einen der vom aktuellen Startspieler geworfenen Würfel aus und setzt diesen in seinen Würfelhalter. Haben alle Spieler drei Würfel, wird nacheinander in eine der vier Stadtbereiche eingesetzt, mit dem Kniff, dass die Reihenfolge stets eine Rolle spielt. Nur wer am weitesten links steht (das kann je nach Bereich mit einer niedrigen oder hohen Augenzahl der Fall sein) darf zuerst einen Rundenbonus oder eine Karte auswählen. Letztere kosten Münzen oder Wachen, beides stellen die Währungen im Spiel dar. Alle Bürgerkarten stammen aus einem von vier Bereichen (Händler, Ratsmitglieder, etc.) und geben alle in ihrem Bereich einen Aufstieg in der dazugehörigen Leiste. Des Weiteren gibt jede Karte einen einmaligen Effekt oder einen Vorteil für die kommenden Runden bzw. Extrapunkte am Spielende. Auch die vier Leisten werden am Ende gewertet, zudem geben Diplome auf den Bürgerkarten weitere Punkte. Auch Expedition können vorbereitet werden, welche am Spielende gewertet werden.
Was ist das Besondere an Coimbra?
Coimbra besticht durch einen cleveren, originellen Würfeleinsetz-Mechanismus. Es gibt nicht all zu viele Aktionen, doch diese wurden bis ins letzte Detail ausgefeilt und mit allerlei Feinheiten ausgestattet. Zudem ist dem Autor eine wirklich schöne, straighte Verzahnung zwischen den beiden Währungen, den Karten und den Leisten gelungen. Coimbra ist optisch mehr als gelungen, alles ist farblich perfekt aufeinander abgestimmt, die Ikonographie ist sinnvoll und fast durchweg intuitiv.
Wie sehr gefällt es uns?
Nun ja, eigentlich müssten wir begeistert sein, denn Coimbra ist redaktionell sowie spielerisch ein absolut gelungenes, rundes Ding. Nichts zu viel, nichts zu wenig, glasklare Regeln, enorm viele Möglichkeiten. Alles ist absolut stimmig und funktioniert, leider holt es mich aber nicht ganz ab. Das thematische Korsett, in welches das Spiel gezwängt wurde, ist wie so oft nicht der Rede wert, die einzelnen Aktionen haben zwar allesamt Gewicht, jedoch löst Coimbra bei mir keinerlei Emotionen aus. Klar, ich will gewinnen und kann versuchen, meine zwölf Würfel möglichst sinnvoll auszuwählen und einzusetzen, doch WENN ich das mache, dauert es viel zu lange, alle Optionen durchzugehen. Das ist okay, wenn am Ende dann ein bedeutender Zug geschieht, aber letztendlich bekomme ich eben "nur" die bessere Karte oder hole noch einen Schritt mehr auf irgendeiner Leiste heraus. Nicht falsch verstehen, das macht immer noch Spaß, Sarina mehr als mir, aber wirklich mitreißen kann mich das nicht. Dazu ist der Mechanismus an sich für mich nicht aufregend genug. Wenn ich die Wahl habe, spiele ich dann doch lieber Santa Maria, das thematisch zwar ebenfalls ein Totalausfall ist, jedoch mit einem raffinierteren Drumherum daherkommt.
Wertungen
Chris: 6 (funktioniert astrein, man kann wunderbar grübeln, aber insgesamt reißt mich das wenig mit)
Sarina: 7 (zwölf knackige Würfelaktionen fordern eine Menge Hirnschmalz, ansonsten aber nichts weltbewegend Aufregendes)
Optisch, spielerisch und redaktionell klasse. Leider versagt Coimbra ein wenig in der wichtigsten Disziplin, dem Auslösen von Emotionen. Man grübelt vor sich her, ergattert ein paar Karten und klettert Zählleisten nach oben, aber ansonsten bietet das Spiel für uns nicht genug Reiz. Schönes, gelungenes Spiel ... aber eben nicht mehr.