Das Spiel des Jahres 2015 besticht durch eine gelungene Western-Atmosphäre und einer opulenten Optik. Programmier-Spiele sind eine Sache für sich - die einen mögen sie, die anderen verteufeln sie. Im Falle von Colt Express haben wir hier wohl einen der spaßigsten Vertreter und eigentlich kann man diesem liebevollen Spiel das ganze Chaos nicht übel nehmen. Eigentlich ...
Wie funktioniert das Spiel?
Jeder Spieler verkörpert einen Banditen mit Sonderfähigkeit, der möglichst viel Geld bei seinem Beutezug ergattern will. In fünf Runden programmiert man der Reihe nach eine Aktion, die teilweise sichtbar für alle ist, teilweise jedoch auch verdeckt, etwa wenn der Zug laut Rundenkarte durch einen imaginären Tunnel fährt. Haben alle Spieler ihre Aktionen geplant, wird nach und nach jede Aktion der gelegten Reihenfolge nach abgehandelt. Man läuft in oder auf dem Zug, schießt, schlägt, sammelt Diamanten, Geldkoffer oder Geldsäcke auf, reitet kurzzeitig mit dem Pferd (falls eines in unmittelbarer Nähe ist) oder bewegt den Marshall, der alle Banditen jagt. Geschlagene Figuren verlieren Beute, angeschossene erhalten Pistolenkugel-Karten, die das eigene Deck verstopfen. Dadurch, dass alles wild durcheinander passiert und man sich durch eine fremde Aktion plötzlich auf, statt in dem Zug befindet, gerät alles sehr durcheinander und man macht Dinge, die plötzlich gar nicht mehr so lukrativ oder sinnvoll sind, wie zuvor gedacht - oder eben andersrum und es klappt sogar noch besser.
Was ist das Besondere an Colt Express?
Das Spiel hat durch seine grandiose Optik definitiv Charme und macht aus dem chaotischen Treiben ein recht amüsantes Western-Spektakel. Es ist ein Spiel, bei dem es nicht vorrangig um das Gewinnen oder Verlieren geht, sondern vielmehr um den Spaß. Für Familien- und Wenigspieler ist Colt Express sicherlich ein wunderbares Spiel, wenn man für Programmierspiele offen ist.
Wie sehr gefällt es uns?
Idee und Umsetzung sind gut, Atmosphäre ist ebenfalls vorhanden, allerdings konnte das eigentliche Spielgeschehen nicht alle von uns gänzlich überzeugen. Das Grundspiel ist leicht verständlich, spielt man mit der Postkutschen & Pferde-Erweiterung sind nicht alle Aktionen intuitiv und das Spiel versinkt ein wenig im üppigen Material und den zahlreichen Symbolen. Die Erweiterung benötigt man unserer Meinung erst dann, wenn man wirklich ein Fan des Grundspiels ist und mehr Abwechslung möchte. Spielerisch bringt die Programmier-Mechanik genrebedingt natürlich unplanbares Chaos mit sich, was okay ist - letztendlich hat sich der Spaß bei uns allerdings in Grenzern gehalten. Ja klar, einige Situationen können witzig sein und hin und wieder habe ich mich beim schelmischen Grinsen ertappt, wenn ich von anderen profitiert habe. Aber insgesamt hatte ich in letzter Zeit mit anderen Spielen deutlich mehr Spaß. Die Charakterfähigkeiten sind cool, aber unterschiedlich stark. Zudem sollte man schon zu viert sein, damit Colt Express sein volles Potenzial ausschöpfen kann.
Wertungen
Chris: 4 (solide Unterhaltung, die zig Spieler besser hinbekommen, ist mir zu chaotisch)
Eva: 4 (würde ich nie vorschlagen, zu fünft wars okay, aber nicht mehr)
Mark: 6 (hat mir gut gefallen, herrlich chaotisch und lustig)
Holger: 6 ( ganz nettes Familienspiel, für ab und an okay)
Franzi: 5 (kann man spielen, muss man aber nicht)
Ein durchaus lustiges, extrem gutaussehendes Fun-Spiel für Familien- und Gelegenheitsspieler. Wer chaotische Programmier-Spiele mag, erhält mit Colt Express ein recht atmosphärisches und gut funktionierendes Spiel. Vier Spieler sollten es aber schon sein.
Für Vielspieler nur bedingt zu empfehlen. Uns war es dann in Summe doch zu wenig.