Verlag: Laboratory H   Autor: William Baldwin   Spieldauer: 120 Min.    Spieleranzahl: 2-5

Endlich mal so richtig böse sein

Es klingt thematisch so schön: Als Untertanen des bösen Hexenmeisters bebauen wir das Land, nur um es kurz darauf in Finsternis zu stürzen. Ja okay, da gibt es noch zwei nervige Heldengruppen, die gegen unsere wunderbaren Monster kämpfen, aber im besten Fall hetzen wir diese auf die Schergen unserer Mitspieler oder sorgen halt dafür, dass wir die Angriffe selbst überleben. Klingt toll, oder? Tatsächlich war diese Thematik auch der Grund dafür, dass ich mir das Spiel zugelegt habe. Und einige Vorschusslorbeeren bezüglich des interaktiven Workerplacements. Haben wir hier wirklich ein ganz besonderes Erlebnis? Oder bietet "Dark Domains" am Ende doch nur Mittelmaß? Die Antwort liegt irgendwo dazwischen, pendelt sich bei mir aber leider eher Richtung Durchschnittsspiel ein.

Was das Spiel gut macht: das Thema wird ansatzweise ordentlich transportiert, auch wenn hier natürlich wesentlich mehr drin gewesen wäre. Letztendlich ist das alles sehr mechanisch gelöst, Atmosphäre bleibt auf der Strecke. Helden greifen immer priorisierte Ländereien an und die Symbole des aktuellen Anführers entscheiden, welcher Spieler  angegriffen wird. Hauptsächlich spielen dann die Ziffern auf Gebäuden und Monstern eine Rolle (immer die höchste Zahl wird angegriffen, daher sollte man das beim Erwerb mit einkalkulieren) und man kann sogar durch Meuchelmörder manipulieren, welche den Anführer ermorden. Trotzdem schafft es "Dark Domains" kaum, erinnerungswürdige Momente zu bieten. Das Workerplacement spielt sich gut und gefällig, alle Arbeiter werden erstmal eingesetzt und "Caylus"-typisch entlang einer langen Straße nacheinander aktiviert. Hier gibt es natürlich hier und da Konkurrenz, aber eben keinerlei Überraschung.

Anders sieht es da hinsichtlich der Magiekarten aus. Hier passiert durchaus Überraschendes und Fieses, allerdings ist das alles höchst zufällig. Zunächst einmal gibt es ziemlich coole Karten, allerdings auch viele wenig prickelnde Effekte. Außerdem lassen sich die Zauber nur aktivieren, wenn man dann auch die passenden Elementressourcen besitzt. Nun ja, kann gut laufen, kann aber auch mehrere Male hintereinander einfach genau total bescheiden laufen, sodass hier eine ordentliche Portion Glück bzw. Pech mitspielt. Das ist per se nichts Schlechtes, aber in einem recht mechanischen, durchrechenbaren Spiel könnte das für den ein oder anderen zu viel Zufall sein. Thematisch passt es zwar irgendwie, aber es ist mir zu plump implementiert und umgesetzt.

 

Irgendwie hat das Spiel alles, was so dazugehört, aber nichts davon sticht irgendwie heraus. Es gibt klassische Events zu Beginn der Runde, Workerplacement mit anschließender Aktivierungsphase, Gebäude werden gebaut, Abenteurer gehen auf die Jagd ... alles schön und funktioniert. Keine Phase ist dabei sonderlich aufregend, lediglich die Würfel sorgen in den Gefechten für die ein oder andere spannende Sekunde. In Summe war uns das zu wenig, was sicherlich auch daran liegt, dass wir schon hunderte Workerplacer gespielt haben und dieser hier eben aus der Masse nicht sonderlich hervorhebt.

Redaktionell merkt man "Dark Domains" leider die Kickstarter-Herkunft an. Auch hier ist das Regelwerk nicht optimal, die Ikonographie nicht durchgängig sauber und zudem viel zu klein. Übersichtlichkeit war hier definitiv kein Qualitätskriterium, was einfach etwas ärgerlich ist. Es ist mir immer wieder ein Rätsel, warum solche, leicht auszubessernden  Defizite beim Playtesting nicht auffallen. Es ist nicht gravierend hier, aber halt einfach unschön. 


Wertungen

Chris: Das Spiel hält für mich nicht das, was es verspricht. Ja, das Thema ist klasse und einige gute Ideen stecken definitiv drin, aber am Ende macht es mir weit weniger Spaß als viele andere Spiele. Es hat keine besonderen Kniffe, keine reizvolle Spieltiefe, sondern nur ein solides, mechanisches Grundgerüst, verpackt in einem netten Setting, ohne viel Atmosphäre dabei zu schaffen.

Holger: Es hatte schon seine guten und witzigen Momente, wenn man mitfiebert, ob die Abenteurergruppe das starke Gebäude des Mitspielers einreißt oder kläglich scheitert. Aber insgesamt konnte es mich zu wenig begeistern. Es gibt einfach zu viele Workerplacement-Spiele, die mir mehr Spaß machen. Zudem weist es einige redaktionelle Schwächen auf und ist teilweise sehr unübersichtlich.

Klemens: Für eine Partie hat mich das durchaus unterhalten, aber ich verspüre keinerlei Reiz, dieses Spiel erneut zu spielen. Spielt sich nett runter, ist dabei ziemlich zufällig und naja, ist einfach kein besonders interessantes Spiel für mich.

FAZIT:

Thema top, spielerisch kein Flop, aber auch ganz sicher keine Glanzleistung. Definitiv solide, mit einigen netten Ideen, aber Spielspaß wird vor allem durch Spannung, Emotionen oder interessanter Spieltiefe geboten und davon hat "Dark Domains" viel zu wenig, um es in der Sammlung zu behalten. Redaktionell zudem einige Patzer. Leider keine Empfehlung von uns.

 

Text: Chris

06.09.2022