Komplexität: ***

Erpressungen aus Leidenschaft

Direkt mal gleich vorweg: Don Corleone ziert zwar das Cover der Spielebox und Karten, spielt sonst jedoch keine Rolle. Der Fokus liegt auf Euch selbst - ihr müsst als Don eure Mafiosifamilie an die Spitze der New Yorker Nahrungskette in der 1950er Jahren führen. Und dieser Weg kann natürlich nur über Blutgeld, Drogen und illegalen Jobs führen.

Filmumsetzungen von Filmen sind so eine Sache. Oftmals sind sie höchst mittelmäßige Spiele mit durchaus interessanten Ideen, letzten Endes aber selten wirklich ausgereifte Brettspiele, die auch auf Dauer überzeugen können. Eine ähnliche Befürchtung hatte ich auch beim "Paten", glücklicherweise allerdings größtenteils zu Unrecht. Weshalb Eric M. Langs neuestes Werk überzeugen kann, liegt zum Einen an seinen eingängigen, leicht verständlichen Regeln. Schnell hat sich bei uns ein toller Spielfluss entwickelt, der sich extrem

gut angefühlt hat. Die Aktionen sind schnell und dennoch taktisch - dadurch, dass man gerade genügend, aber nicht zu viele Optionen hat, ist die Downtime angenehm niedrig. Des Weiteren überzeugt natürlich das Spielmaterial mit seinen tollen Miniaturen und den schicken Geldkisten, auch wenn uns die Illustrationen auf den Job- und Güterkarten nicht ganz so gut gefallen. 

Die Aktionen an sich sind denkbar einfach: Man setzt eine seiner Figuren (Gangster oder Familienmitglied) ein, beide aktivieren unterschiedliche Ereignisse wie Erpressungen 

zum Sammeln von illegalen Gütern, neue Jobs oder das Einlagern von Geldkarten in seine Kiste. Das Besondere hierbei ist nämlich, dass Geldkarten auf der Hand nichts wert sind, bevor sie nicht in die Kiste wandern. Sehr interessanter und thematisch passender Aspekt. Außerdem kann man Jobs erledigen, um Extra-Aktionen und weiteres Geld zu erhalten oder Verbündete einsetzen. Letztere kann man am Ende eines Aktes im einer kurzen Versteigerungsrunde erwerben. Diese kosten zwar wertvolle Moneten, geben aber im

nächsten Akt einen wertvollen Vorteil. Zu erwähren ist die Area-Control Sache, denn nach jedem Akt wird in jedem Stadtteil geschaut, welche Mafiosifamilie dort am meisten vertreten ist und diese somit kontrolliert. Erpressen andere Mitspieler dann im nächsten Akt eines der Gebäude in diesem Stadtteil, profitiert die kontrollierende Familie ebenfalls - sehr passend. Wie viele Kontrollmarker man dann am Ende überall hat, spielt auch für Bonuspunkte in Form von Geld am Ende eine Rolle.

 

 

Etwas gestört hat uns lediglich, dass es (zu) viele gleiche Jobkarten gibt, hier hätte man noch mehr Variation bieten können und sollen. Immerhin gibt es variable Gebäudekärtchen, von denen immer nur vier in jedem Spiel zum Einsatz kommen und auch von den möglichen Verbündeten kommen nicht alle zum Einsatz. "Der Pate" funktioniert in allen Spielerbesetzungen sehr gut, am besten unserer Meinung nach zu viert. Die insgesamt vier Akte des Spiels steigern sich spannungsmäßig immer mehr, weswegen man auch aufgrund der angenehmen Spielzeit von 60-90 Minuten stets voll bei der Sache ist. Warum diese Filmumsetzung so gut funktioniert ist unserer Meinung nach der Tatsache geschuldet, dass es sich auf das Wesentliche beschränkt und nicht überfrachtet ist, gleichzeitig jedoch aber genug Tiefe bietet und für uns sogar ein Türöffner sind, um Mitspieler in die etwas komplexeren Spiele einzuführen. Wenn das dann thematisch passend und spielmechanisch so sauber umgesetzt ist wie hier, wurde (fast) alles richtig gemacht.

 

Pro:

+ angenehme Spielzeit

+ eingängige, verständliche Regeln

+ enorm flüssiges und zudem spannendes Spiel

   ohne lange Wartezeiten

+ thematisch nett umgesetzt

+ modularer Spielaufbau

 

Contra:

- Illustrationen nicht ganz unser Geschmack

- zu viele gleiche Jobkarten

- atmosphärisch wäre mehr drin gewesen

- happiger Preis


FAZIT:

Erstaunlich flüssiger Mix aus Area-Control und offensivem Workerplacement, das thematisch zwar überzeugt, allerdings ohne wirkliches "Mafia-Flair" zu versprühen. Es ist nicht überragend - dafür bieten die Jobkarten zu wenig Abwechslung und der Spielmechanismus etwas zu wenig Raffinesse, aber definitiv ein straightes, spannendes Spiel für Vielspieler und solche, die es werden wollen.

 

Text: Chris