Verlag: Corax Games   Autor: Anthony Nouveau   Spieldauer: 50-90 Min    Spieleranzahl: 2-4

Das perfekte Familienspiel?

Was für ein originelles Thema! In "Der perfekte Moment" versuchen wir als Fotografen, das schönste Foto zu schießen. Und genau das machen wir auch mit unserem Smartphone am Ende des Spiels. Vorher müssen wir die Vorlieben der Gäste herausfinden, in unserem Gedächtnis abspeichern und beim Auslösen der Kamera die meisten Wünsche erfüllen. Klingt nach einer spaßigen Familienspielrunde, oder?

Wie funktioniert das Spiel?

Über sechs Runden prägen wir uns die Vorlieben der Gäste ein. Jeder Gast hat eine Mappe, in welche vor Spielbeginn drei zufällige Wünsche einsortiert werden. Nach jeder Merkphase entscheidet eine Tauschkarte, wie getauscht wird. 

 

Zu jeder Zeit dürfen die Spieler ihre Gäste und Dekorationen beliebig anordnen. Im Laufe des Spiels erhält man immer mehr Einblicke in die Wünsche der Personen, jedoch in der Regel nicht von allen. Stets darf man selbst entscheiden, welche Personen man überhaupt aufs Foto nimmt. Weiß man nämlich gar nichts über einzelne Gäste, sollte man diese besser nicht ablichten, um Minuspunkte zu vermeiden.

 

Am Ende wird dann ein Foto gemacht, die Wünsche der Gäste nach und nach offenbart und ausgewertet. Je mehr Vorlieben man dabei erfüllt, desto mehr Punkte gibt es auch pro Gast. Hat man gar keinen Wunsch erfüllt, gibt es Minuspunkte.


Was ist das Besondere an "Der perfekte Moment"?

Wie schon gesagt sind Thema und Optik hier das Aushängeschild des Spiels. Der Aufforderungscharakter von "Der perfekte Moment" ist enorm hoch, das sieht schon enorm gut aus, was hier fürs Auge geboten wird. Die Deluxe-Figuren schauen - vor allem auf dem abschließenden Foto - noch einen Tick besser aus, da die weiße Umrandung fehlt. Ob einem der kleine Aufpreis wert ist, muss man selbst entscheiden. Der Preis dafür geht unserer Meinung nach in Ordnung.

 

Spielerisch kann man das Spiel als 3D-Merk-Puzzle bezeichnen. Die Idee hinter der "schaue dir immer wieder Infos an und merke sie dir" - Mechanik ist sicherlich nicht neu, die Umsetzung ist es aber allemal.

Wie sehr gefällt es uns?

Nachdem ich "Der perfekte Moment" das erste Mal gespielt habe, hat sich direkt das bewahrheitet, was ich befürchtet habe: es ist kein Spiel, das mich begeistert. Was nicht heißt, dass es ein schlechtes Spiel ist, aber es ist leider auch kein besonders gutes. Um meine Bewertung transparent zu machen, mal der Reihe nach.

 

"Der perfekte Moment" wurde - und da bin ich mir sicher - aufgrund seiner frischen Thematik und simplen, aber netten Tausch- und Merkmechanik verlegt. Das Spiel macht keine großen Fehler, funktioniert, sieht wundervoll aus und ist durchaus innovativ. So etwas sollte meiner Meinung nach auch belohnt werden bzw. bin ich sehr froh, dass solche Spiele das Licht der Brettspielwelt erblicken. Genau deswegen habe ich es auch,  ohne lange zu überlegen, mitfinanziert, wohl aber mit dem Gedanken, dass mir das Ganze spielerisch am Ende doch nicht interessant genug sein könnte. 

 

Kommen mir zum Spielablauf. Der ist gelinde gesagt unspektakulär. Wir schauen uns drei Mappen an, die Tauschkarten entscheiden sechs Mal, wie die Mappen verteilt werden, dabei merken wir uns möglichst viel, platzieren die Figuren und .... klick. Viel mehr passiert also wirklich nicht. Okay, es gibt noch die Auktionskarten in der Erweiterungsvariante, bei denen Dekorationen versteigert werden, um eine kleine taktische Komponente mit ins Spiel zu bringen. Meiner Meinung nach stört das aber den Spielfluss und reizt mich überhaupt nicht. Zurück also zum "normalen" Spielmodus. Hier passiert mir insgesamt zu wenig, dennoch war ich nicht gelangweilt. Es ist schon lustig und irgendwie auch realitätsnah, wenn sich Personen widersprechen; einige sich ausschließen und man eben nicht alles jedem recht machen kann. Am besten hat uns das Ganze tatsächlich gefallen, indem wir eine Sanduhr haben laufen lassen und allen Spielern ein wenig Zeitdruck beim Durchstöbern der Mappen aufs Auge gedrückt haben. Ist nicht im Sinne des Erfinders, bringt aber ein klein wenig Aufregung ins Spiel. Uns hat's gefallen.

 

So toll und innovativ das abschließende Foto mit dem Smartphone ist - die Ergebnisse können leider nicht ausnahmslos überzeugen. Fotografiert man mit unterschiedlichen Handys, erkennt man nicht immer alle Details gleich gut. Auch die Lichtverhältnisse spielen hier eine Rolle. Am Ende ist das aber nicht gravierend, vielmehr gibt es dabei ein anderes Problem: die Übersicht. Es ist auf den Fotos teilweise enorm schwer zu erkennen, wer jetzt wirklich neben wem steht, dahinter und diagonal davon. Oftmals ist es viel einfacher, sich das Ganze live nochmal anzusehen als auf dem Foto, was am Ende dann schon einen faden Beigeschmack hat. Eigentlich mag ich die Idee mit dem Foto am Ende, aber wenn es dann mühsam wird, bestimmte Details zu erkennen, überzeugt mich das dann eben nicht voll. Obwohl es sicherlich hier und da mal auf den Tisch kommen könnte - vor allem mit Wenigspielern - bleibt "Der perfekte Moment" nicht bei uns im Regal. Der Wiederspielreiz hält sich für uns sehr in Grenzen, sodass es viel zu selten gespielt werden würde. Schade.

Wertungen

Chris: 5 (ich liebe die Idee hinter dem Spiel, aber trotz schöner Optik ist das nichts, was ich öfter spielen möchte. Es funktioniert, ab und an kann man das auch mal spielen, aber für mich nach wenigen Partien bereits nicht mehr sonderlich reizvoll)

Sarina: 6 (Schaut sehr gut aus und macht mir auch durchaus Spaß, aber sicherlich kein Spiel, das ich regelmäßig spielen muss. Thema und Idee sind toll, Spielmechanik aber nichts Aufregendes)

FAZIT:

"Der perfekte Moment" ist ein schönes Merk- und Puzzlespiel mit einem wirklich originellen Kniff, dem abschließenden Foto. Spielerisch bietet das Ganze aber zu wenig, um regelmäßig auf dem Tisch zu landen. Auf der einen Seite ein besonderes Spiel mit Alleinstellungsmerkmal, leider aber inhaltlich nicht interessant genug.

 

In der richtigen Runde macht es aber durchaus Spaß. 

 

Text: Chris