Tatsächlich hat mich mal wieder ein schönes Cover neugierig auf ein Spiel gemacht. Dennoch ist "Die Inseln im Nebel" in der Flut der
ganzen Neuerscheinungen - gefühlt nicht nur bei uns - etwas im Nebel verschwunden, doch dank Schmidt Spiele hatten wir nun die Gelegenheit, das Spiel ausgiebig zu spielen. Als
Ballonfahrer erkunden wir eine Insel und sind ein wenig auf die Launen des Windes angewiesen. Doch nicht immer, denn glücklicherweise lässt sich mit diesem Ballon mit etwas Mühe auch
unpassenden Gegebenheiten trotzen.
Wie funktioniert das Spiel?
Der Spieler links neben dem Startspieler bestimmt für alle Spieler durch einen Würfelwurf die aktuelle Windrichtung sowie einen kleinen Bonus. Dann rauschen die Spieler mit ihrem Ballon über die Insel auf ein entferntes Feld, die Zahl auf dem Startplättchen bestimmt, wie weit der Ballon fliegt. Dieser lässt sich jedoch mit Energieaufwand abbremsen oder weiter beschleunigen, sogar Richtungsänderungen sind jederzeit möglich. Dafür muss der Ballon allerdings komplett abgebremst werden und jeder weitere Schritt kostet doppelt so viel Energie wie sonst.
Landet man auf einem neuen Feld, darf man sich nun eine der ausliegenden Wolken aussuchen und alle darauf befindenden Landschafts- oder Sonderplättchen an sich nehmen. Nun kann man angrenzend an die neue Postion so viele Plättchen bauen wie man kann oder möchte, alternativ kann man Plättchen aber auch abwerfen, um neue Energie zu gewinnen.
Reihum spielt man so lange, bis alle sechs Küsten über Landschaftsplättchen mit der Ballonwerft in der Mitte verbunden sind. Dann wird die Endwertung durchgeführt. Bei dieser bringen zusammenhängende Landschaften viele Punkte, aber auch der Bau von Städten und Monumenten wird belohnt, wobei bei letzteren eine kleine Mehrheitenwertung zu berücksichtigen ist. Nicht überbaute Vulkane bescheren saftige Minuspunkte.
Zwei Erweiterungsmodule sind zusätzlich verfügbar: In Modul 2 kann man mit Karacho über den Inselrand fliegen, um sich dann im Hafen Plättchen zu ertauschen. In Modul 3 kommen zusätzlich noch eigene Ausbau-Plättchen ins Spiel, die man sich über ein bestimmtes Energie-Level frei schalten kann.
Was ist das Besondere an "Die Inseln im Nebel"?
Grundsätzlich überzeugt das Spiel mit einer sehr ansprechenden Optik, schönem und wertigem Spielmaterial und einer unaufgeregten, aber interessanten Spielidee.
Das Thema der Ballonfahrt ist zudem erfrischend neu und im Kern grundsolide umgesetzt, letztendlich meiner Meinung nach sogar besser als beispielsweise das Wandern im neuen Feuerland-Spiel "Parks". Alles macht zwar einen sehr klassischen Eindruck, aber das passt prima zu dieser straighten Veröffentlichung, die genau das macht, was sie soll. Die Optik lässt ein seichtes Familienspiel vermuten, aber spielerisch bewegen wir uns hier - vor allem mit den beiden Modulen - durchaus bereits im Kennerspielbereich.
Wie sehr gefällt es uns?
"Die Inseln im Nebel" hat uns überraschend gut gefallen. Vor allem die Tatsache, dass man es auch zu zweit wunderbar spielen kann, denn das Spiel funktioniert in jeder Spieleranzahl gleich gut. Ich gebe zu, dass ich vor der ersten Partie etwas voreingenommen war und ein "ganz nettes, aber kein Spiel, das ich in meiner Sammlung brauche" vermutet habe. Jetzt, nach zahlreichen Partien, ist es tatsächlich so, dass es wohl doch einen Platz in unserem Regal bekommen wird. Für wie lange, das weiß nur der liebe Gott, aber letztendlich gibt es bei uns ehrlich gesagt nicht mehr so arg viel Platz, weswegen das jetzt doch schon eine Überraschung ist.
Es macht Spaß, über die Insel zu fliegen, die Plättchen möglichst geschickt zu bauen und mit bzw. gegen den Wind zu agieren. Natürlich gibt der Würfel jedes Mal eine Richtung vor, aber diese ist immer manipulierbar, vorausgesetzt man achtet auf seine Energie. Hinten raus hat man sogar eher zu viel davon, aber auch das ist letztendlich notwendig, um einen ordentlichen Spielfluss zu gewährleisten. Immer wieder in die falsche Richtung fliegen müssen, ohne handlungsfähig zu sein, wäre nämlich der Todesstoß für dieses Spiel, was Gott sei dank nicht vorkommt.
Ein schöner Kniff ist zudem, dass der Startspieler sich zwar zuerst bei den Wolken bedienen kann, allerdings darf er nicht würfeln. Eine nette Idee, um hier den Vorteil etwas auszubremsen.
Die Spieltiefe liegt in der Wertung, denn letztendlich muss man doch mehr beachten, als das Spiel den Anschein macht. Auch die schwierigere Rückseite der Insel bietet etwas Abwechslung, wobei wir ehrlich gesagt nur mit dieser gespielt haben. Thematisch gefällt uns das Ganze ebenfalls gut, auch wenn nicht alles, was man hier macht, letztendlich auch Sinn ergibt. Ist aber hier auch egal, das Fliegen mit dem Ballon wirkt trotz allem recht glaubhaft und vermittelt immerhin ein thematisch überzeugenderes Spielgefühl als viele andere Spiele, trotz einiger Ungereimtheiten.
Spielerisch funktioniert das Spiel deshalb in jeder Spieleranzahl reibungslos, da natürlich jeder sehr solitär vor sich hinbaut. Sowas mag ich nicht immer, Interaktion schätze ich da deutlich mehr, aber bei "Die Inseln im Nebel" stört es mich nicht so sehr, da auch die Spielzeit mit etwas unter einer Stunde schön knackig ist.
Warum ich persönlich trotzdem nur eine ganz ordentliche Wertung vergebe, liegt an meinem persönlichen Spielegeschmack. So gut das Spiel funktioniert und so astrein diese Veröffentlichung ihrer Zielgruppe ein schönes Erlebnis spendiert, so fehlt es für mich am Ende dennoch an Eleganz, emotionalen Entscheidungen und auch Atmosphäre. Ich mag das Spiel, würde es weiterhin gerne ab und an spielen, kenne viele Mitspieler, bei denen es prima zünden wird, aber für ein persönliches Highlight fehlt mir da ein gutes Stück. Immerhin findet es Sarina noch einen Tick besser. Eine glasklare Empfehlung gibt es dennoch.
Wertungen
Chris: 6 (wirklich schönes Spiel durch und durch, klare Empfehlung für Fans von Plättchen-Legespielen, am Ende fehlt mir persönlich aber etwas für ein wirkliches Highlight)
Sarina: 7 (mir gefällt es vor allem deswegen so gut, weil es in jeder Spieleranzahl super funktioniert, das Ballonfahren kommt thematisch für mich rüber, insgesamt eines der besten Legespiele der letzten Zeit)
Überraschung, Überraschung. Mit "Die Inseln im Nebel" liefert Schmidt Spiele ein klassisch angehauchtes, aber interessantes Plättchen-Legespiel in einem schönen Setting. Durch die vielschichtige Wertung steckt Kennerspiel-Niveau darin, zudem bietet das Ganze in jeder Spieleranzahl einen prima Spielfluss.
Für uns aufgrund fehlender Emotionen am Ende zwar kein Highlight, aber definitiv eine überraschend gelungene und in vielen Punkten überzeugende Veröffentlichung.
Text: Chris
Für diese Rezension stand uns ein Rezensionsexemplar zur Verfügung. Herzlichen Dank dafür an Schmidt Spiele.