Verlag: Hans im Glück   Autor: Matthias Cramer   Spieldauer: 60-90 Min.    Spieleranzahl: 3-5

Ach komm, ich heirate dich!

Wie es sich für ein Hans im Glück-Spiel gehört, ist die Anleitung gewohnt lückenlos und klar. In zwanzig Minuten erklärt, zeigt sich "Dynasties" als äußerst flüssiges Kennerspiel im mittleren Bereich, das in seinen drei Runden selbst zu fünft nicht viel länger als 90 Minuten dauert. Da muss ich tatsächlich länger überlegen, wie viele Spiele dieser Kategorie in meinem Schrank stehen, die sich mit fünf Spielern so zackig runterspielen lassen. Das ist also definitiv schon mal ein Pluspunkt.

 

Spielerisch geben die Handkarten eine gewisse Richtung vor und schränken ein wenig ein. Im schlimmsten Fall kann man eine lukrative Aktion gar nicht ausführen in der aktuellen Runde, ebenso spielt der Zufall auch bei den Endwertungskarten etwas mit. Die Bonusaktion, mit der man z.B. zwei Karten zusätzlich ziehen darf - und damit zwei Aktionen mehr hat als die Mitspieler hat - ist mächtig und wie jedes Bonusplättchen pro Runde nur einmal anwendbar. Wenn man aufgrund unpassender Karten nie die Möglichkeit hat, diesen Bonus selbst zu aktivieren, ein Mitspieler durch glückliche Umstände dagegen sogar zwei Mal gesegnet wird, hat das durchaus ein bitteres Geschmäckchen. 

 

Wer damit klar kommt, bekommt aber ein nettes Eurospiel, in dem es einmal mehr auf Mehrheiten in den einzelnen Gebieten ankommt. Trotz aller bekannter Mechanismen hat "Dynasties" mit seinem wirklich schönen Verteilmechanismus ein spaßiges Element zu bieten: Waren aus dem Hafen und Boni einer Hochzeit werden stets von einem Spieler geteilt, während der andere zuerst auswählen darf. Natürlich muss sich erst einmal ein anderer Spieler zu einer Vermählung erbarmen - oder einen dazu zwingen, was in einigen Fällen nicht immer für Freudensprünge sorgt.

In "Dynasties" geht es wirklich Schlag auf Schlag, niemand baut großartig etwas auf; was besetzt ist, ist besetzt. Jede der um die zwölf bis fünfzehn Aktionen hat Gewicht und bringt einen voran. Wer das besser organisiert, sich nur so viele (und vor allem die richtigen) Waren besorgt wie nötig, wird am Ende vorne dabei sein. Das ist reizvoll und durch den harmonischen Mix knackig und auf den Punkt designt.

 

Ansonsten erlebt man hier nichts aufregend Neues, aber der Mix aus Bekanntem passt. Etwas gestört haben uns die nichtssagenden farbigen Ressourcen. Was ist z.B. Rosa? Liebe? Glückseligkeit? Und schwarz soll Manneskraft darstellen, oder wie? Nee also ein bisschen mehr an Erklärung darf es da schon sein. So fühlt sich das Thema sehr halbgar umgesetzt an, auch wenn dieses "Ich heirate dich und du darfst das Kind behalten" (weil ich lieber die Ressourcen will) natürlich lustig ist.


Wertungen

Chris: Schönes Spiel, das ich bei Gelegenheit - vor allem zu fünft - wieder spielen würde. Begeistert hat es mich aber nicht.

Sarina: Ganz nett, zu fünft kann man das mal spielen, aber in Erinnerung bleibt da nichts. Muss man jetzt sicher nicht haben.

Holger: Umso mehr ich darüber nachdenke, desto mehr festigt sich mein eher positiver Eindruck. Mir fallen nicht viele Euros ein, die zu fünft so gut funktionieren und locker in unter 2 Stunden machbar sind.

Simon: Eher seichter Euro mit deutlichen Glücksmomenten und wenig Planung. Fand es ok, aber brauche ich nicht nochmal.

FAZIT:

Flott gespieltes Kennerspiel, selbst zu fünft benötigt man für eine Runde "Dynasties" keine zwei Stunden. Gefallen haben uns außerdem der nette Verteilmechanismus der Waren und der auf den Punkt designte Spielablauf mit Fokus auf Mehrheiten. Weniger entzückend sind der recht hohe Glücksfaktor sowie profillose Ressourcen. Kann man durchaus mal spielen, für uns aber kein Highlight.

 

Text: Chris

22.06.2022