Wer mich kennt, weiß, dass ich biologische Themen in Brettspielen liebe. Eine eigene Welt voller Tiere und Landschaften erschaffen, mit einer lockeren Bingo-Mechanik, die trotzdem strategische Tiefe zulässt? Klingt fantastisch. Schon beim Auspacken juckte es mich in den Fingern, die Holzsteine sind toll und auch sonst ist das Spielmaterial ansprechend. Und dennoch hat "Ecos - der erste Kontinent" bei mir eine filmreife Bruchlandung gelandet.
Wie funktioniert das Spiel?
Alle Spieler gestalten gemeinsam einen neuen Kontinent, natürlich möglichst so, dass am Ende die meisten Siegpunkte für einen selbst winken. Zugrunde liegt ein Bingo-Mechanismus, bei dem der aktuelle Startspieler ein Holzteil nach dem nächsten aus dem Beutel zieht. Jeder Spieler darf, entsprechend dem soeben gezogenen Symbol, diese Energie auf seine offenen Karten legen, auf denen das jeweilige Symbol noch vonnöten ist. Ist eine Karte vollständig mit Energiewürfeln bedeckt, ruft der Spieler "Eco" und aktiviert die Karte. Nach dem Ausführen der Effekte wird die Karte um 90 Grad gedreht und kann, je nach Karte, unterschiedlich oft, maximal jedoch drei weitere Male aktiviert werden. Selbst wenn kein passendes Symbol gezogen wird, kann man seine Spielerkarte drehen und diverse Effekte ausführen, man ist also nie untätig.
So entsteht nach und nach ein immer größerer Kontinent mit Seen, Wiese- und Wüstenfeldern, natürlich dürfen auch Bäume, Berge und unterschiedlichste Tiere nicht fehlen. Alles gibt irgendwie irgendwann Siegpunkte.
Was ist das Besondere an "Ecos - der erste Kontinent"?
"Ecos" ist sehr zugänglich, schnell zu verstehen und im Grunde einfach zu spielen. Zumindest wenn man locker flockig vor sich hin spielt und eher ein Auge auf sich selbst hat. Das Spiel bietet unzählige Symbiosen, die mit durch geschickte Kombination und ... natürlich auch etwas Glück, abfeuern kann. Spielzüge, in denen man gleich mehrere Karten hintereinander aktiviert und mal eben locker über zwanzig oder dreißig der geforderten achtzig Siegpunkte macht, kommen durchaus vor. Dies geschieht hier jedoch oftmals auch dadurch, dass man zufällig im passenden Moment die perfekte Karte bekommt.
Wie sehr gefällt es uns?
Ehrlich gesagt sind wir recht ernüchtert. Uns war aufgrund der großen Zufalls-Komponente klar, dass uns das Spiel entweder langweilt oder eben genau das Gegenteil passiert - nämlich ein Spaßfeuerwerk abfeuert, das man so gar nicht erwartet. Jetzt, nach einigen Partien, ist etwas anderes eingetreten: das Spiel nervt. Und zwar gewaltig.
Wir haben "Ecos" nie mit mehr als vier Spielern gespielt, aber allein der Gedanke an eine Partie zu fünft oder gar zu sechst, löst ein instinktives "NEIN"-Kopfschütteln in mir aus. Wenn irgendwann alle nur noch "Eco" schreien, muss ich schlucken, schließe meine Augen und denke daran, dass andere Spiele in meinem Schrank stehen, die viel mehr Spaß machen. Ganz ehrlich, ich mag Kombo-Effekte, aber hier ist mir das echt zu viel, vor allem weil ich die vielen Karten und deren Effekte meiner Mitspieler nicht im Blick habe und auch nichts Sinnvolles dagegen tun kann.
Dass man die Karten dreht, macht durchaus Sinn, schadet allerdings sowohl der eigenen, als auch der Mitspieler-Übersicht. Und wieso sind die Blätter, welche die Anzahl der maximalen Kartenaktivierungen anzeigt, so blöde illustriert? Das hätte man leicht wesentlich besser und übersichtlicher lösen können.
Auch thematisch kann das Spiel nicht überzeugen. Das Auslösen der Karten steht in keinem sinnvollen Zusammenhang mit den eigentlichen Aktionen, mir ist das zu viel seelenloses, konstruiertes Würfelgeschiebe, das in ein thematisches Korsett gezwängt wurde. Ungeachtet dessen, dass es passieren kann, dass keinerlei Tiere unseren Kontinent bevölkern. Teilweise baut man langweilige Wüstenreiche mit Felsen, dazwischen ein Baum ... hey, wow. Das Spiel vermittelt kein positives Gefühl des Erschaffens, hat keinen Impact und löst keine Emotionen aus.
Jetzt mag einer sagen, mit Drafting wird es anspruchsvoller und es steckt mehr im SPiel, als man denkt. Ja, kann sein, will ich dem Spiel auch gar nicht absprechen. Aber ich und ebenso sämtliche meiner Mitspieler haben schlicht keine Lust, mehr Zeit in diesen Spiel zu investieren. Dafür macht es uns einfach viel zu wenig Spaß.
Achja, die Übersetzung auf den Karten ist teilweise unterirdisch. Der Google-Übersetzer liefert hier keine schlechteren Ergebnisse. Stört jetzt in diesem Fall nicht großartig, weil dennoch alles verständlich ist, dennoch muss man das durchaus erwähnen.
Auch lustig: Nach 44 kommt ... natürlich 44. Echt jetzt?
Chris: 4 ( Thematisch und spielerisch für mich ein Reinfall, hat mir ziemlich wenig Spaß bereitet. Mit dem Bingo-Zufall hab ich die wenigsten Probleme, reizt mich nach einigen Partien keinen Zentimeter mehr)
Sarina: 4 (mit einem Wort: langweilig. Mir gefällt echt wenig an dem Spiel)
Holger: 5 (krasse Enttäuschung für mich. Solides Spiel mit einer netten Mechanik, aber zu vielen Problemen drumherum. Also den Hype kann ich überhaupt nicht nachvollziehen)
"Ecos" ist für uns wohl die Enttäuschung des Jahres. Thematisch wie spielerisch weist der Titel eklatante Schwächen auf; die glücksbehaftete Bingo-Mechanik ist dabei das geringste Problem.
Den Überblick bei mehr als drei Spielern zu behalten, ist extrem schwierig; die Downtime in größeren Gruppen viel zu hoch. Daher sind Familienspieler hier schnell überfordert, für Vielspieler spielt der Zufall eine zu große Rolle. Am Enttäuschendsten ist für uns jedoch der fehlende Spielspaß, denn das, was man in "Ecos" letztendlich macht, begeistert uns kaum.
Text: Chris