Mit "Endeavor: Segelschiffära" wurde erneut ein unter Kennern beliebtes, älteres Spiel (Magister Navis) einer Frischzellenkur unterzogen. Auch hier wurde an den Regeln und der Optik gefeilt und einige neue Aspekte integriert. Dabei wurde grundsätzlich tolle Arbeit geleistet, dennoch konnte das Spiel keine wahren Begeisterungsstürme bei uns auslösen. Warum dem so ist, erfahrt Ihr im Folgenden.
Wie funktioniert das Spiel?
Kernelement des Spiels sind vier Leisten Industrie, Kultur, Einfluss und Reichtum, welche die Stärke eines Imperiums darstellen. Die Position auf den jeweiligen Leisten entscheidet, wie stark bestimmte Aktionen ausgeführt werden. Zu Beginn jeder der insgesamt sieben Runden baut jeder Spieler ein Gebäude; die Position auf der Industrieleiste gibt dabei an, welches Gebäudelevel gebaut werden darf. Alle Spieler versuchen also, möglichst weit auf ihren Leisten voranzuschreiten, um mehr Aktionssteine, mehr Karten oder bessere Gebäude zu erhalten. Gleichzeitig breitet man sich auf dem Spielplan aus und sammelt dabei Plättchen. Jedes Plättchen sorgt wiederum für weiteren Fortschritt auf der passenden Leiste oder gibt wertvolle Bonusaktionen.
Viele Felder bzw. Verbindungen sowie die Eroberung von Städten geben am Ende Siegpunkte, ebenso natürlich auch die Postion der Leisten.
Neu bei "Endeavor" sind zudem 15 Abenteuer, wovon immer drei im Spiel sind. Diese Abenteuer modifizieren etwas die Grundregeln und eröffnen zudem neue Aktionsmöglichkeiten sowie Siegpunktmöglichkeiten. Voraussetzung ist aber, dass die beiden Kontinente eines Abenteuers bereits entdeckt wurden und man dort auch präsent ist.
Was ist das Besondere an "Endeavor: Segelschiffära"?
"Endeavor" besticht durch einen eleganten, straighten Spielmechanismus, bei dem sich die Aktionsvielfalt durch eine schöne Symbiose aus Leistenfortschritt und Ausbreitung auf dem Spielfeld stetig erweitert. Dadurch, dass man durch die Ausbreitung und das Einsammeln von Plättchen oftmals weitere Schritte auf den Leisten erhält, wachsen die Möglichkeiten stetig.
Das Spielmaterial ist sehr gelungen, auch wenn die eher triste Optik jetzt kein Eye-Catcher ist und nicht wirklich für einen Atmosphärebonus taugt. Toll ist die Aufbewahrungsbox der Gebäude sowie das gesamte Inlay.
Wie sehr gefällt es uns?
Zuerst waren wir recht angetan von der Eleganz des Spiels. Die Regeln sind angenehm schnell erklärt, die ersten Runden gehen flott von der Hand und zunächst fragt man sich, wie die kompakten sieben Runden ausreichen sollen, um hier etwas Anständiges hinzubekommen. Aber das klappt dann doch ziemlich gut, man schreitet stetig in den Fortschrittsleisten voran und erhält hintenraus immer mehr Aktionsmöglichkeiten. Was mir ebenfalls gut gefällt ist die Tatsache, dass man immer auch ein Auge darauf hat, was die anderen machen. Niemand spielt einfach nur so vor sich hin, stets ermöglichen einem Gegnerzüge neue Möglichkeiten oder beschränken die eigenen. Die Möglichkeit, anderen Wegpunkte wegzuschnappen und bereits besetzte Festungen zu erobern, intensiviert den Wettkampf.
So wunderbar einfach das Voranschreiten auf den vier Leisten auch ist und so toll der Grundmechanismus des Spiels über diese gesteuert wird, ändert es leider nichts daran, dass wir das, was dann letztendlich bei "Endeavor" passiert, wenig aufregend. Daran ändern auch die vielen Abenteuer eher wenig, auch wenn einige von diesen wirklich nette Effekte und Aktionen bieten. Letztendlich besetzt man eben möglichst geschickt Felder auf dem Spielplan und optimiert seine Möglichkeiten. Essentiell hierbei sind natürlich die Gebäude, die man sich im Laufe des Spiels kauft. Da die Anzahl neuer Gebäude stets gleich ist (man baut stets genau 7 Gebäude im Spiel), muss man sich schon überlegen, worauf man diese Partie baut. Einige eröffnen neue Aktionen, andere geben einmalig Boni. Nach ein paar Partien fühlte sich der Spielablauf für uns aber etwas monoton und abwechslungsarm an. Das liegt vor allem daran, dass das Spiel sich eben voll und ganz auf die Symbiose zwischen Leistenfortschritt und Ausbreitung auf der Karte fokussiert - was wunderbar funktioniert, wir aber dann am Ende nicht sonderlich spannend fanden. Das kann man anders sehen, für meinen Geschmack ist "Endeavor" aber dann nicht ganz das Spiel, das ich mir erhofft hatte. Es fühlt sich etwas zu trocken an, auch wenn ich die Eleganz und das schöne Spielmaterial schätze. Daher wird es keinen Regalplatz bei uns bekommen.
Chris: 6 (Elegant und gut durchdacht, funktioniert prima, packt mich aber leider irgendwie nicht. Am Ende ist mir das zu viel "Plättchen einsammeln und auf Leisten voranschreiten", die Abenteuer sind irgendwie nicht ganz so präsent und aufregend)
Trotz einiger gelungener Elemente konnte uns "Endeavor" nicht gänzlich überzeugen. Auf der Habenseite steht ein flüssiger, sehr eleganter Spielablauf mit durchaus kniffligen Entscheidungen. Leider ist das Spiel allerdings wenig spannend, nicht sonderlich atmosphärisch und auf Dauer etwas abwechslungsarm - auch, weil die neuen Abenteuer nicht ganz so präsent sind wie erhofft.
Text: Chris