Verlag: Board&Dice   Autor: Jakub Caban, Bartosz Idzikowski   Spieldauer: 450 Min    Spieler: 1-4

Umfangreicher Rätselspaß mit Storyfokus

Mit "Children of Wyrmwood" ist nun der dritte Ableger der "Escape Tales"-Reihe auf Deutsch erschienen, finanziert über die Spieleschmiede. Für uns war es der erste Ausflug in die Reihe, umso gespannter waren wir darauf, ob es immersiv überzeugend funktioniert, in ein umfangreiches Rätselabenteuer mit einer richtigen Geschichte einzutauchen. Wir wurden überrascht, so viel möchte ich an dieser Stelle schon mal verraten.

Überall diese komischen Wurzeln

In der Rolle von Gilbert tauchen wir in ein recht erwachsenes, mystisches Abenteuer um seltsame Wyrmwurzeln, die überall im Land wuchern, ein. Was hat es damit auf sich? Wer sind wir eigentlich? Die Story wird gut eingeführt, bleibt lange interessant und auch wenn sie sicherlich keinen Originalitätspreis gewinnt, ist das Gebotene für ein Rätsel-Abenteuerspiel definitiv 

mehr als gelungen. An dieser Stelle muss ich auch erwähnen, dass meine Frau Sarina ganz und gar kein Rollenspieler ist und storylastige Spiele eher meidet. Trotzdem hat auch sie lobend angemerkt, dass man wirklich irgendwie in der Geschichte drin ist und das Storytelling wirklich gut funktioniert. Diesbezüglich macht "Children of Wyrmwoods" also schon mal viel richtig.

450 Minuten? Echt jetzt?

Das Spiel kommt mit drei Storybüchern daher, einer Vielzahl an nummerierten Karten und etwas mehr als ein Dutzend Raumkarten. Die angegeben Spielzeit kommt tatsächlich hin, wir hatten "Children of Wyrmwoods" nach drei abendlichen Sessions durchgespielt.

 

Das Spielprinzip ist denkbar einfach: Je nachdem, wie wir uns entscheiden, lesen wir im Storybuch weiter, erhalten neue Karten und erkunden neue Räume. Auch eine große Landkarte ist enthalten. Generell wirkt das Spiel sehr offen, das heißt, man hat oftmals eine beachtliche Auswahl an Orten, die man erkunden kann. Leider verfügt man gleichzeitig aber auch nur über eine bestimmte Anzahl an Aktionsmarkern, von denen man immer einen ausgeben muss, um an einem Ort zu suchen. Entscheidet man sich "falsch" bzw. erforscht nicht genügend Neues, um weiterzukommen, kann man aber noch Karten zum Ausruhen oder Verausgaben ziehen. Dies eröffnet neue Aktionen, geben allerdings auch Mali auf Gilberts Charakterwerte, welche ebenfalls Auswirklungen bei gewissen Storypassagen haben.

 

Ohne App geht (wieder mal) nix!

 

Auch die "Escape Tales"-Reihe hat eine obligatorische App ins Spielsystem integriert. Möchte man ein Rätsel lösen, klickt man einfach das dazugehörige Symbol auf dem Tablet oder Handy an - einfacher geht's nicht. Die App selbst funktioniert tadellos und weist bezüglich des Rätselsystems eine Neuerung auf, die uns extrem gut gefällt. Sie zeigt nämlich auf Tastendruck an, wie viele Karten man für ein bestimmtes Rätsel überhaupt benötigt. Das ist super, denn man erspart sich damit unnötiges Herumtüfteln ohne Chance auf Erfolg. Jetzt mag einer sagen, dass das eben dazugehört, aber definitiv nicht bei einem so offen gestalteten Erforschungssystem. Man müsste ja alle Orte starr abklappern, um ja keine fehlende Karte zu verpassen. So weiß man immer, wann es sich lohnt los zu rätseln und ganz ehrlich - es sollten ja ohnehin die Rätsel sein, die uns fordern.

Und wie gut sind die Rätsel?

Letztendlich muss sich "Children of Wyrmwoods" aufgrund seiner Konzeption im Bereich Storytelling bzw. Erkundung der Welt und den Rätseln beweisen. Ersteres schafft das Spiel wie schon gesagt wirklich gut. Die Rätselqualität schwankt allerdings von sehr gut bis schwach bzw. extrem konstruiert, wobei ein Großteil davon sich im leicht überdurchschnittlichen Bereich befindet. Die meisten Rätsel sind ganz nett, einige super, einige wie so oft hanebüchen und einfach nicht logisch. Dadurch, dass sich aber die schwächeren Aufgaben nie aneinanderreihen, hatten wir eigentlich durchweg Spaß. Einzelne Phasen, in denen wir uns schulterzuckend die Hilfestellungen oder teilweise sogar die Lösung haben anzeigen lassen, nagten ein klein wenig am Spielspaß, aber insgesamt war das dann doch sehr unterhaltsam. Das Hilfesystem ist gelungen und besteht aus aufeinanderfolgenden Stufen, bis am Schluss dann die Lösung angezeigt wird. Strafen oder Mali gibt es dabei nicht, was im Gegensatz zu anderen Reihen wie "Unlock!" aber auch nicht wirklich passen würde.

 

Außerdem wird das starre Rätseln auf den Karten auch durch die Kombinationsmöglichkeit von Gegenständen aufgelockert. Je nachdem, was man findet, kann dies im weiteren Verlauf noch sehr nützlich sein. Stellenweise erinnert das Ganze dann an "point and click"-Adventures, allerdings kommt dieser Anteil dann doch eher seltener vor.

Mal wieder zu zweit am besten

Wie so oft funktioniert auch "Escape Tales" unserer Meinung nach am besten zu zweit. Oftmals hat man nur ein paar Karten vor sich liegen, die Details darauf sind klein und mit mehr als zwei Spielern haben einfach nicht alle gleichermaßen etwas zu tun. Auch ist das Ganze jetzt nichts, was ich mit meiner Spielgruppe drei Abende lang spielen würde, sondern "Children of Wyrmwoods" eignete sich hervorragend für ein Erlebnis mit dem Partner, das man wunderbar in Häppchen verteilt erleben kann.


Wertungen

Chris: 8 (überraschend gute Immersion dank interessanter Story, nette Rätsel, sehr umfangreich; das Ende war jetzt nicht so pralle, einige Rätsel mal wieder hanebüchen, In Summe aber eine der erinnerungswürdigsten Rätselspiele)

Sarina: 7 (hätte nicht gedacht, dass mich die Story so ins Spiel reinzieht, Rätselkost eher schwankend, manchmal musste ich einfach nur mit dem Kopf schütteln, teilweise aber auch echt gute Sachen dabei, insgesamt schönes Erlebnis)


FAZIT:

Trotz schwankender Rätselqualität hat uns "Children of Wyrmwoods" gut gefallen. Die Story ist interessant, teilweise sogar spannend, und zieht selbst Storymuffel ins Geschehen. Wer nach einem abwechslungsreichen Rätsel-Abenteuer in einem erwachsenen Setting sucht, sollte hier fündig werden. Das Preis-Leistungsverhältnis ist zudem überragend - für knapp 30€ erhält man hier ein enorm umfangreiches Spielerlebnis. Wir stürzen uns ziemlich sicher bald in ein neues "Escape Tales"-Abenteuer.

  

Text: Chris

28.05.2021