Ein Highlight für zwei Spieler?

In "Foothills" sind wir Vorarbeiter beim Ausbau der walisischen Eisenbahn Ende des 19. Jahrhunderts. Und für diejenigen, die jetzt denken "Eisenbahnthema? Muss ich nicht haben." habe ich großes Verständnis. Denn mich schreckt dieses Thema zunächst auch immer wieder ab. Was irgendwie seltsam ist, denn zu meinen Lieblings-Worker-Placern zählt nach wie vor "Russian Railroads" und "Zug um Zug" gehört für mich definitiv in die Hall of Fame der Familienspiele. Beginnen wir also mit dem Gleisbau! Und zur Belohnung dürfen wir unsere Arbeiter ja auch in den Pub schicken.

 

Wie funktioniert das Spiel? 

 

"Foothills" ist ein Kennerspiel für zwei Personen, das offiziell in 30 Minuten gespielt ist. Wir haben jedoch für jede Partie zwischen 50 und 60 Minuten gebraucht, obwohl wir üblicherweise recht zügig spielen. Es gibt acht verschiedene Eisenbahnstrecken, von denen pro Partie zufällig sechs ausgewählt und ausgelegt werden. Somit ist jede Partie ein wenig anders. Die Strecken sind unterschiedlich lang und reichen von zwei bis hin zu sieben Streckenabschnitten (Anzahl der Karten pro Strecke). Der erste Abschnitt ist dabei immer die Startstation der jeweiligen Strecke, auf die man seine Vermesserfigur setzen kann. Die weiteren Abschnitte sind zunächst meist mit Geröll blockiert, welches zuerst entfernt werden muss bevor man Gleise und Stationen darauf bauen kann. Wird eine Gleisstrecke durch einen Spieler oder einen Streckenarbeiter abgeschlossen, wird ein Prellbock gesetzt. Sind alle 5 Prellböcke verbaut, endet das Spiel, es werden also nicht alle Strecken zu Ende gebaut. Die Streckenarbeiter kommen zufällig über das Rohstofflager ins Spiel, nämlich immer dann, wenn es aufgefüllt wird und man neben Eisen oder Stein ein Ereignisklötzchen aus einem Beutel zieht. Die Streckenarbeiter blockieren dann nach bestimmten Legeregeln freie Gleis- und Stationsplätze, die danach nicht mehr bebaut werden können. Kann ein Streckenarbeiter nicht mehr nach den Regeln platziert werden, endet auch in diesem Fall das Spiel. Es gewinnt, wer am Spielende die meisten Siegpunkte hat. Diese bekommt man für geräumte Streckenabschnitte, gebaute Gleise und Stationen, Passagiere und Wertungskarten, die in den Pub gelegt wurden.

Was ist das Besondere an "Foothills"?

Ganz klar die Aktionsauswahl über verschiedene Aktionskarten und die ist wirklich toll! Beide Spieler bekommen zum Spielstart je 5 verschiedene Aktionskarten. Diese haben auf der Vorderseite eine goldene Hauptaktion und auf der Rückseite eine graue Nebenaktion. Man wählt im eigenen Spielzug immer eine Aktionskarte aus und führt dann die oben liegende Aktion aus. Danach wird die Karte umgedreht. Eine Hauptaktion kann also in einem späteren Zug erst wieder ausgeführt werden, wenn zuvor die etwas schwächere Nebenaktion gewählt wurde. Die verschiedenen Aktionen sind in Kategorien A-E eingeteilt. Es gibt Aktionen zu Rohstoffbeschaffung, zur Geröllentfernung, zum Gleisbau, zum Stationsbau und zum Versetzen der eigenen Vermesserfigur.

 

Der Clou an der ganzen Aktionsauswahl ist nun, dass die Haupt- und die Nebenaktion auf jeder Karte nicht zur selben Aktionskategorie gehören. Nutzt man also bspw. im ersten Zug die Hauptaktion zur Geröllbeseitigung, kann man im nächsten Zug kein Geröll beseitigen. Denn die Hauptaktion zur Geröllbeseitigung steht erst wieder zur Verfügung, wenn die Nebenaktion dieser Karte durchgeführt und dadurch wieder umgedreht wurde. Und die Nebenaktion zur Geröllbeseitigung steht zunächst auch nicht zur Verfügung, da hierfür zuerst die Hauptaktion zum Versetzen des Vermessers durchgeführt werden muss. Man muss also sehr gut planen, wann man welche Aktion einsetzt um im nächsten Zug etwas sinnvolles tun zu können. Und dann gibt es ja noch einen Mitspieler, der einem vielleicht gerade ein Gleis vor die Nase baut, obwohl man vorher so mühevoll das Geröll beseitigt hat.

 

Die Hauptaktionen sind übrigens auf jeder Karte gleich, die Nebenaktionen allerdings nicht! So spielen sich die beiden Spielerfarben etwas unterschiedlich, es ist allerdings gut ausbalanciert.

 

Auf jeder Karte befindet sich außerdem noch ein kleiner Kasten für die Endwertung. Man kann seinen Vermesser in den Pub setzen und gibt dadurch eine seiner Aktionskarten ab. Diese wird durch eine Karte derselben Kategorie aus einem allgemeinen Vorrat ersetzt, sofern dort noch eine vorhanden ist. Ansonsten muss man bis zum Spielende mit weniger Aktionskarten auskommen.

 

Am Spielende bringen dann die in den Pub gelegten Karten zusätzliche Punkte für verschiedene gebaute oder gesammelte Plättchen.

Wie sehr gefällt es uns?

"Foothills" ist ein wirklich gutes Zweierspiel mit innovativem Aktionswahlmechanismus, den ich bisher so nicht kannte. Es macht wirklich Spaß zu planen, wann man am besten welche Aktion wählt. Zudem muss man immer die dem Mitspieler zur Verfügung stehenden Aktionen im Auge behalten.

Und dennoch: unser liebstes Zwei-Personenspiel wird es leider nicht. Hierfür spielen sich die Partien dann alle doch etwas zu ähnlich. Welche Strecken am Anfang ausgelegt werden, ist eigentlich egal und bringt leider nicht die erhoffte Abwechslung. Auch kann sich das Spielende durchaus ziehen. Die Streckenarbeiter kommen nur ins Spiel, wenn man sich Rohstoffe aus dem Lager beschafft und Ereignisklötzchen zieht. Es gibt aber auch einige andere Möglichkeiten um an Rohstoffe zu kommen und so wurde in unseren Partien oftmals das Spielende erst eingeläutet, wenn sich einer erbarmte, die letzten Gleise zu bauen oder das Lager zu leeren, obwohl man keinen Bedarf dazu hatte.

Am Spielmaterial ist nichts auszusetzen und die Ikonografie der Aktionen ist gut gelungen. Man braucht allerdings ordentlich Platz für den Spielaufbau, der jedoch nach einigen Partien flott von der Hand geht.

 

Wertungen

Holger: 7 (Das Thema reizt mich nach wie vor leider nicht besonders, denn es fühlt sich irgendwie trocken an und leider war der Verlauf unserer Partien oft ähnlich, aber der Mechanismus zur Aktionswahl ist echt gelungen. Den würde ich gerne in etwas abgewandelter Form in einem Spiel mit anderem Thema gerne wieder sehen)

FAZIT:

Die absolute Top-Empfehlung der Zweipersonenspiele ist "Foothills" für uns nicht, dafür ist "7 Wonders Duel" zu gut. Allerdings macht "Foothills" einiges richtig und wer gerne zu zweit spielt und einmal Lust auf einen innovativen Aktionsauswahlmechanismus hat, kann hier ruhig einen Blick riskieren.

 

Text: Holger

 

Für diese Rezension stand uns ein Rezensionsexemplar zur Verfügung. Herzlichen Dank dafür an LOOKOUT Spiele.