Alles eine Frage des Köders ... und des Würfels

Ab und an taucht ein Spiel auf, das mit einer gänzlich neuen Idee daherkommt. So auch bei "Freshwater Fly", dem wahr gewordenen Brettspieltraum aller Angel-Fans. Doch taugt das Spiel auch Laien, die wenig oder gar nichts mit dem Freilufthobby anfangen können? Wir selbst haben mit dem Thema quasi null Berührung bisher, weswegen wir sehr gespannt waren, ob uns das Spiel als Fischfang-Noobs überzeugen kann.

 

Wie funktioniert das Spiel?

Die Spieler versuchen abwechselnd, entweder einen Fisch mit geeignetem Köder zum Anbeißen zu bringen oder einen bereits an der Angelschnur hängenden einzuholen. Dies geschieht immer dadurch, dass man einen der vom Startspieler geworfenen Würfel nimmt und damit agiert. Eine "6" lässt mich also meinen Köder in die Spalte 6 werfen. Habe ich jetzt auch noch einen Köder, der zu einer der Larven darunter passt, zieht ein Mitspieler eine von vier Fangkarten. Dabei ist eine Karte ein Erfolg, drei Misserfolge. Gelingt es mir nicht, darf ich den Köder bis zu zwei Mal treiben lassen, also in eine Spalte dahinter auf eines der verfügbaren Felder. Hier geschieht dasselbe Prozedere, nur dass nun zwei der restlichen drei Fangkarten gezogen werden - die Chance steigt also signifikant. Spätestens nach dem zweiten Treibenlassen gehört der Fisch mir, sofern das überhaupt möglich ist, denn die Angel kann nicht hinter das 1er Feld treiben. Dann ist der Versuch nämlich tatsächlich gescheitert.

 

Hat ein Fisch bereits angebissen, gibt die Differenz meines Würfels und der Fischstärke an, wie weit ich kurbeln darf. Wertvollere Fische erfordern mehrere Durchgänge, bis das Tier letztlich in meinem Korb landet.

 

Als dritte Aktion kann man sich mit jedem beliebigen Würfel auch zwei Finesse-Punkte nehmen. Mit diesen kann man während des Zuges bestimmte Aktionen verstärken oder etwa die Fischstärke egalisieren. Wer zuerst seinen siebten Fisch gefangen hat, beendet das Spiel. Dann wird fleißig Siegpunkte gezählt, die es nicht nur für die Fische selbst, sondern auch für bestimmte Kombinationen gibt.

 

Was ist das Besondere an "Freshwater Fly"?

Neben dem originellen Thema muss man sagen, dass die Spielmechanik das Angeln wirklich glaubwürdig und raffiniert transportiert. Das, was man hier macht, ist thematisch überzeugend und das Spiel bietet trotz seiner im Grunde recht simplen Aktionen eine schöne Spieltiefe auf gehobenem FamilienspielniveauDas Spiel punktet zudem mit toller Materialqualität und einer durchweg überzeugenden Optik.  

 

Wie sehr gefällt es uns?

Das Gute vorab: wir hatten Spaß mit diesem Spiel. "Freshwater Fly" sieht nicht nur hübsch aus, sondern es steckt auch eine wirklich schöne, funktionierende und thematisch überzeugende Spielmechanik dahinter. Den passenden Köder besorgen, Angel einwerfen, treiben lassen und hoffen, dass etwas anbeißt. Dann ordentlich kurbeln, bis die dicken Fische endlich aufgeben. All das vermittelt durchaus das Gefühl, dass in diesem Spiel Seele steckt und man sich hier wirklich Gedanken gemacht hat, wie man das Ganze umsetzt.

 

Für uns persönlich ist der Wiederspielreiz nach mehreren Partien jedoch nicht mehr sonderlich hoch, da das Fliegenfischen zwar überzeugend, aber nicht sonderlich spannend oder fordernd genug für uns ist. Jeder macht hier nahezu exakt dasselbe, die Optionen, die sich einem bieten, sind stark begrenzt. Dadurch, dass man viele der Endbedingungen für weitere Siegpunkte ohne größere Probleme erfüllen kann, haben bei uns letztendlich Nuancen über Sieg und Niederlage entschieden, die oftmals dann auch durch den Zufall beeinflusst wurden. Daher rutscht das Spiel für uns in den Wertungsbereich "Familienspieler und Wenigspieler".

 

Für diese Zielgruppe muss man ganz klar sagen, dass "Freshwater Fly" ein prima Spiel ist. Vor allem, wenn man etwas mit dem Thema anfangen kann. Aber auch Laien werden Spaß damit haben, da das Ganze toll präsentiert wird und einfach eine gut funktionierende Spielmechanik bietet. Der Glücksanteil ist trotz der Würfel gering, da man eigentlich immer etwas Sinnvolles machen kann, vor allem mit Finesse-Punkten. Die Regeln sind nicht ganz optimal verfasst, aber kein großer Kritikpunkt. Die Vielfalt der Fische fällt ebenfalls etwas gering aus, auch wenn die eingeschränkte Anzahl natürlich zu der sehr kompakten Spielkonzeption passt.

 

Wertungen

Chris: 6 (mir persönlich gefällt das Thema und vor allem deren Umsetzung. Die Aktionen wirken glaubhaft und sind schnell verinnerlicht. Ja, der Anspruch ist nicht sonderlich hoch, aber für die knackige Spielzeit ist das schon in Ordnung. Kein Spiel, das ich aufgrund der Vielzahl an Konkurrenz sehr häufig auf den Tisch bringe, aber wenn ich es spiele und mich darauf einstelle, macht es mir Spaß)

Sarina: 5 (für Familienspieler und Wenigspieler ein wirklich gutes Spiel mit schönem Material und toller Umsetzung des Angelthemas, welches mich leider eher kalt lässt. Der Wiederspielreiz fällt bei mir daher nicht sonderlich hoch aus, da mich das Spiel zu wenig fordert. Es trifft auch nicht meinen Geschmack. Ändert aber nichts daran, dass es ein gelungenes Spiel ist.)

FAZIT:

Freshwater Fly ist ein hübsches, recht einfaches Spiel, welches das Fliegenfischen gekonnt und clever umsetzt. Die Aktionen sind thematisch überzeugend und der bunte Fischfang macht auch Angel-Laien Spaß. Uns persönlich bietet das Ganze aufgrund seiner eingeschränkten Aktionsvielfalt auf Dauer zu wenig Herausforderung, sodass der Wiederspielreiz bei uns nicht so hoch ist.

 

Für die Zielgruppe "Familienspieler und Wenigspieler" aber eine Empfehlung von uns. Schönes Spiel!

 

Text: Chris

Für diese Rezension stand uns ein Rezensionsexemplar zur Verfügung. Herzlichen Dank dafür an SPIELEFAIBLE.