Verlag: Awaken Realms  Autor: Kamil Ciesla   Spieldauer: 120-180 Min    Spieleranzahl: 1-4

Vielversprechend!

Nach jahrelange Wartezeit ist es endlich eingetroffen - das "The Great Wall" All-In Paket und zwar als Meeple- und Miniaturenversion. Schnell haben wir eine Erstpartie zu dritt gewagt. Sarina war erstmal nicht so angetan von Optik und Thema (Mauer beschützen und gegen Mongolen kämpfen) und befürchtete erstmal Schlimmes, Holger und ich fanden das optisch ziemlich gelungen. Unseren Ersteindruck vom Spiel lest Ihr hier im Folgenden, bevor in den nächsten Wochen die Rezension folgt.

Eine ganze Menge los an der Mauer

Spielerisch haben wir doch eine Weile gebraucht, um richtig rein zu kommen. Normalerweise sind wir auch eher schnellere Spieler, trotzdem ging die Partie gestern knapp über drei Stunden. Das lag vor allem daran, dass in "Great Wall" ziemlich viel passiert und man echt viel im Blick haben muss. Dauernd neue Unterstützerkarten, Horden, die Artefakte muss man im Blick haben, die Generalfähigkeit ... allein schon der Kernmechanismus über die sechs Aktionskarten muss erstmal verinnerlicht werden. Wann spiele ich welche Karte und was werden wohl meine Mitspieler spielen? In welcher Reihenfolge sollen die Karten und anschließend die Ortsaktivierungen ablaufen?

Ich muss schon sagen, dass ich den Workerplacementteil erfrischend anders finde. Auch hier kommt es heftig aufs Timing an, denn auch im Mitspielerzug setze ich ja Arbeiter ein, die ich im Falle einer Ortsaktivierung zurückbekomme und dann nach der nächsten Karte wieder einsetzen kann. Sehr coole Mechanik, die echt fordert. Dazu dann die heftigen Unterstützerkarten, bei denen man sich immer entscheiden muss, ob man die Fähigkeit möchte oder doch lieber damit die Generalfähigkeit upgradet.

 

Auch der Kampf gegen die Mongolen ist nett umgesetzt. Ich habe jetzt schon ein paar Mal gelesen, dass die Bedrohung im Grundspiel zu schwach wäre und auch bei uns gab es nur zwei Durchbrüche, aber da mussten wir schon ordentlich etwas dafür tun, dass nicht mehr Mongolenstürme kamen. Mit den vielen stärkeren Karten aus den Erweiterungen sehe ich hier viel Potenzial, um diese Bedrohung noch wunderbar anzuziehen. Da komme ich aber auch gleich zu meiner Befürchtung: Wenn die Bedrohung stärker wird, müssen natürlich auch die Spieler entweder mehr für den Schutz tun oder stärkere bzw. vielfältigere Verteidigungsmöglichkeiten bekommen. Mit der Schwarzpulver-Erweiterung gibt es das ja auch (spezielle Einheiten, Kriegsmaschinen, Raketenwerfer, etc.) aber ich bin mir echt nicht sicher, ob das dann nicht zu viel wird. "Great Wall" ist gefühlt ein Spiel, bei dem man erstmal keine Erweiterung braucht. Man muss eh schon enorm viel im Blick haben, ständig Karten lesen und die vielen Timingaspekte berücksichtigen, dass ich da eigentlich ungern direkt noch etwas hinzufügen würde. Nicht, weil uns das dann überfordern würde, sondern einfach deswegen, da der Spielfluss noch weiter leiden würde. Es ist eh schon kein super fluffiges Spiel mit schnellen Zügen und noch mehr Nebenschauplätze könnten das Spiel überfrachten.

Erstfazit: Hat uns alle eigentlich überrascht, wir fanden es alle erstmal gut. Auch Sarina, die mit Setting und Optik eher wenig anfangen konnte, hat sich sehr angetan gezeigt und gemeint, dass sie nicht gedacht hätte, dass sie so viel Spaß mit diesem Spiel hätte. Soweit also erstmal ein vielversprechender Start. Hab direkt Lust, weitere Partien die nächsten Tage und Wochen dranzuhängen.

 

Über die schlechte Anleitung habe ich mich ja schon mal ausgelassen. Es gibt noch mehr redaktionelle Patzer, die nicht ganz nachvollziehbar sind. Warum zum Teufel fehlen auf der Übersicht am Sichtschirm Sätze, die auf den Aktionskarten selbst stehen? Das ist echt ein grober Schnitzer! Und warum sind die Aktionen für die Mitspieler dort nicht einfach auch rötlich getrennt von den "eigenen Aktionen"? Eine Kleinigkeit, hat uns nicht beeinflusst, aber wenn schon eine Übersicht auf dem Schirm, dann doch bitte richtig.

 

Zum Vergleich Meeple vs. Miniaturen: Wir haben beide Versionen. Obwohl die Minis echt toll sind, bevorzugen wir alle drei die Meeple-Version. Haptisch einfach viel besser und optisch mit den Aufklebern auch echt schön, zumal die Meeple ja alle unterschiedlich und gut unterscheidbar sind.

 

Zur Playmat: Normalerweise liebe ich ja Playmats, aber die hier ganz sicher nicht. Ja, es gibt Ablagefelder für die Karten, das ist praktisch. Aber die Schärfe stinkt dann doch signifikant gegen das Spielbrett ab, manche Symbole sind einfach schwer zu erkennen, die Farben sind auch irgendwie zu poppig und zu grell. Schade, aber die kann von mir aus gerne wieder ausziehen.