Im Schutze der Burg war wieder so ein Spiel, das niemandem von uns bekannt war, bevor Chris zufällig darauf gestoßen ist. Um was geht es? Man schlüpft (mal wieder) in die Rolle mittelalterlicher Bauherren, die sich zur Aufgabe gemacht haben, alles zu bauen, was eben so zu einer anständigen Burg dazugehört.
Alle Spieler erhalten einen identischen Kartensatz von 8 Rollenkarten, davon wird in jeder Runde exakt eine geheim gespielt. Die gespielten Karten sind später erst dann wieder verfügbar, sobald man die "Baumeister"-Karte spielt, die zudem ein wichtiges Mittel zur Generierung von Siegpunkten darstellt. Diese gibt nämlich 5 Siegpunkte auf alle in der Runde gebauten Gebäude der Mitspieler, zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt kann einen dies ordentlich nach vorne katapultieren. Generell muss man sagen, dass der Reiz des Spiels
genau auf diesem Auswahlelement liegt - wer drei Mal in Folge die falsche Karte spielt, wird nur schwer wieder aufholen können. Dadurch steigt natürlich die Spannung und jeder wartet sehnsüchtig darauf, was die Mitspieler in dieser Runde so gespielt haben, allerdings ist dies natürlich nicht jedermanns Sache.
Die Glückskomponente ist beachtlich hoch, zudem kommt man hin und wieder an den Punkt, an dem man möglicherweise in der ein oder anderen Runde einfach nichts reißen kann, da einem schlicht die Möglichkeiten dazu fehlen.
Diese Tatsache hat bei einigen von uns tatsächlich zu etwas Frust geführt, da man sich in diesen Situationen stark gespielt fühlt und keine Möglichkeit hat, dagegen etwas Sinnvolles zu unternehmen. Nicht falsch verstehen, es steckt durchaus ein gewissen Maß an Taktik in dem Spiel, denn meistens bieten sich einem schon genug Optionen. Außerdem gefallen mir die "Mache ich jetzt, was alle von mir erwarten oder überrasche ich sie mit dem kompletten Gegenteil"-Spielzüge, auch wenn die anderen genau dasselbe denken und das Ganze auch schiefgehen kann.
+ spannende, weil reduzierte und stets
entscheidende Aktionsauswahl
+ nette, realitätsnahe Charakteraktionen
(Maurer arbeitet für Geld, Steinmetz für SP, etc.)
+ gut durchdachte Spielmechanik
- null Innovation
- Farbauswahl der Gebäuderückseiten leider
nicht optimal
- hoher Glücksanteil
Bierernste Strategen sollten eher einen Bogen um dieses Spiel machen, denn zu oft spielt das Glück hier eine Rolle. Wer allerdings auch mal Spaß daran hat, mit den Erwartungen seiner Mitspieler zu spielen und diese im besten Fall hinters Licht zu führen, macht mit diesem Mix aus Workerplacement und Charakterkartenauswahl sicher nichts verkehrt. Ein schönes Spiel mit Licht und Schatten.
Text: Chris