Kunterbuntes Sammeln und Tauschen

Wenn während des Spieleabends ein nahezu ungebrochenes Schmunzeln auf allen Gesichtern liegt, muss ein Spiel irgendetwas richtig machen - oder die Snacks sind einfach gut. Nach all den knallharten Mangelspielen und fiesen Machtkämpfen kann ein Spiel wie "Keyper" das Herz wieder erwärmen und den von schonungslosen Expertenspielen ausgezehrten Spielern neue Kräfte verleihen. So ähnlich haben wir uns gefühlt, aber keine Sorge, wir lechzen nicht nach Mitleid. Meistens stehen wir auf diese masochistischen Spiele. Aber eben nicht immer. Dann wollen wir Spiele wie "Keyper".

 

Wie funktioniert das Spiel?

Im Laufe von vier Jahreszeiten versuchen die Spieler, möglichst viele Punkte durch Ressourcen und Gebäude zu machen. Grundlegend setzt man einen seiner Keyple (verschiedene Arbeitertypen) auf Felder der in der Mitte ausliegenden Spielpläne. Die meisten Felder sind farbig umrandet und zeigen an, welcher Arbeitertyp hier einen Bonus erhält. Dies muss aber nicht zwingend passen, nur entfällt dann eben der zusätzliche Bonus.

 

Auch die Mitspieler dürfen bei jedem Gegnerzug (außer dieser aktiviert ein Feld auf seinem eigenen Tableau) mitarbeiten bzw. erhalten alle reihum die Chance dazu. Willigt jemand ein, arbeitet er gemeinsam mit dem aktiven Spieler und beide erhalten einen verbesserten Ertrag als ohnehin schon. 

 

Zusätzlich hat jeder Spieler auch noch einen Keyper - einen ganz besonderen Meeple, der jederzeit auf einem bestimmten Feld, das sich auf allen Spieltableaus befindet - einsetzen. Dieser arbeitet zwar nicht, allerdings beansprucht dieser das komplette Tableau für sich. Richtig gelesen, das komplette Tableau mit allen Keyples aller Mitspieler, die dort bis zum Rundenende eingesetzt wurden. Macht man das zu früh, werden die anderen Spieler natürlich tunlichst schauen, auf diesem Tableau eher nichts mehr einzusetzen. 

 

Nach vier Jahreszeiten wird abgerechnet. Neben den Siegpunkten, die während des Spiels erzielt werden können, gibt es nun weitere Punkte für Gebäude, Jahrmärkte und Ressourcen bzw. Keyple auf bestimmten Gebäuden. 

Was ist das Besondere an "Keyper"?

Die Interaktion ist wirklich enorm hoch, da nahezu jeder Zug von Mitspielern mitgemacht werden kann. Das gibt es so in dieser Form selten, sodass es eine wahre Freude ist, wenn man gemeinsam agiert und gemeinsam abkassiert.

 

"Keyper" ist alles andere als ein Mangelspiel, überall bekommt man etwas Sinnvolles, wodurch sich ein schönes, locker flockiges Gute-Laune-Gefühl einstellt. Die bunte, gelungene Optik und die tollen Holzressourcen (viele Tierarten) unterstützt dies noch zusätzlich.

 

Das Originellste ist jedoch, dass jeder seinen neuen, mit dem Keyper besetzten Spielplan, falten, knicken und wenden und somit für die nächste Runde vorbereiten kann. Ein fantastisch umgesetzter Kniff. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie das bewerkstelligt wurde, aber es funktioniert einfach fabelhaft. 

Wie sehr gefällt es uns?

Wir waren uns schnell einig, dass wir "Keyper" mögen. Das Spiel bietet, heruntergebrochen auf das Wesentliche, streng genommen nicht mehr als Ressourcentauscherei und klassischen Gebäudebau. Aber die sympathische Art und Weise, wie alles abläuft und präsentiert wird, die enorm hohe Interaktion und das positive Gefühl beim Spielen sorgen dafür, dass "Keyper" kein Spiel von der Stange ist, sondern ein origineller Vertreter mit Alleinstellungsmerkmal. Der große Wow-Effekt - das Falten der Spielpläne - ist schon etwas Einzigartiges und echt cool gemacht, letzten Endes aber deutlich unspektakulärer als man meint. 

 

Die knallbunte Optik muss man mögen und das Regelheft ist, gelinde gesagt, enorm suboptimal, aber ansonsten kann man dem Spiel wenig vorwerfen. Es setzt einem keine aufgeblähten oder störenden Elemente vor, alles passt wunderbar zusammen. Auf der anderen Seite fehlt dem Spiel dann aber auch das gewisse Etwas, das es zu etwas ganz Besonderem macht, das nicht nur unterhält, sondern auch begeistert. "Keyper" spielt sich relativ flott und hat uns mit seinem Charme überzeugt, sodass es sich einen Regalplatz bei uns verdient hat.

Wertungen

Chris: 6 (ich war erst bei einer 7, aber nach einigen Partien ist der Wiederspielreiz für mich etwas gesunken. Ich finde es immer noch ganz gut und würde es wohl jederzeit nochmal spielen, aber zu meinen Lieblingsspielen gehört es nicht)

Sarina: 7 (hat mir gut gefallen, vor allem die hohe Interaktion, recht viele Möglichkeiten, Siegpunkte zu machen, endlich mal wieder kein Mangelspiel, das mich unter Stress setzt.)

Holger: 6 (schönes Feel-Good Workerplacement-Spiel mit interessantem Einetzmechanismus (Mitarbeiten und Hinlegen), die faltbaren Pläne spielen aber leider nicht so eine große Rolle wie erhofft, die Anleitung ist eine Katastrophe.)

Eva: 7 (wirklich schönes Spiel, das einem keine Zwänge vorsetzt, man spielt angenehm vor sich hin, ist immer involviert und kann immer etwas tun. Dennoch fehlt mir da irgendwas, das mich begeistert, es ist halt ein gut durchdachtes, recht originelles Punktesammeln und Tauschen)

FAZIT:

"Keyper" ist ein Feel-Good-Spiel, das uns mit seiner gewöhnungsbedürftig bunten, aber charmanten Optik gut gefallen hat. Niemand muss hier um Ernährung seiner Meeple, niemand um zu wenige Einsatzfelder für seine Arbeiter fürchten. Zu jeder Zeit lässt sich etwas Sinnvolles tun und durch die enorme Interaktion ist man stets involviert, fühlt sich nie gelangweilt oder machtlos.

 

"Keyper" ist im Kern nicht sonderlich originell, aber die Umsetzung dieser Ressourcentauscherei ist es definitiv. Schönes Spiel, letztendlich aber kein Highlight. Zudem unserer Meinung zu viert am besten.

 

Text: Chris