Verlag: CMON Autor: Hjalmar Hach Spieldauer: 60-90 Min Spieleranzahl: 1-4
Cool Mini Or Not macht auch Spiele ohne Kickstarter? Japp, "Kick-Ass" ist so eines. Wie ich darauf komme? Blindkauf nach einer kleinen Hype-Welle im Unknowns-Forum. Und natürlich ein bisschen Neugier auf die Brettspielumsetzung des etwas anderen Superheldenfilms, den ich echt mag. Also haben wir uns auf nach New York City gemacht, haben unsere Neoprenanzüge übergezogen und sind auf Schurkenjagd gegangen.
Was zunächst einmal positiv zu erwähnen ist: das Spiel ist originell. Das grundsätzliche Castle Defense Spielprinzip - nämlich die Verteidigung des wichtigen City Hall Feldes - wird mit allerlei einfallsreichen Nebenschauplätzen bezüglich Charakterentwicklung, Auftragserfüllung und Kampfkraft garniert. Außerdem gibt's noch wie bei "Death May Die" für jeden Helden gleich zwei Laster wie z.B. Alkoholismus, wodurch man jede Nacht Popularität verliert. Thematisch ist das einfach witzig und das entlockt den Spielern immer wieder ein Schmunzeln.
Aber was wären originelle und coole Einzelteile, wenn sie nicht harmonisch miteinander verknüpft wären? Und das ist die große Stärke des Spiels, denn konzeptionell greift hier ein Rädchen wunderbar ins andere und verleiht dem Spiel einen unheimlich guten Spielflow. Zufriedenheit sorgt dafür, dass die Laster nicht greifen. Popularität und Fitness-Level sorgen für Fähigkeiten und mehr Würfel in Kampf und Verteidigung. Ständig muss man abwägen, welche Stati man gerade fokussiert und welche nicht, das ist einfach smart gelöst. Ebenfalls hervorragend finde ich die Kartenmechanik, denn sie ist simpel und gleichzeitig unheimlich befriedigend. Denn jeder hat zu jedem Zeitpunkt genau fünf Karten. Holt man sich eine neue, bessere Karte, muss man eine alte entsorgen. Die Kartenhand läuft nicht über, sondern man muss stets abwägen, was man verliert und hinzugewinnt. Das ist super clever gelöst und macht eine Menge Spaß.
Das klingt hervorragend, oder? Tatsächlich wären die oben genannten, enorm positiven Aspekte Grund genug, "Kick-Ass" 3 Meeple zu verleihen - ein gutes Spiel mit viel Potenzial, oft wieder gespielt zu werden. Zumal es eine ganze Menge verschiedener Bosse gibt, die mit ihren eigenen Eventkarten für Abwechslung sorgen sollen. Doch genau ein Problem habe ich dann doch mit dem Spiel. Leider ein so gravierendes, das ich es am Ende nur "mittelmäßig, trotz vieler guter Elemente" finde. Meine Kritik gilt den Eventkarten und den damit verbundenen Aufträgen: meine Güte, sind die eintönig, repetitiv und langweilig. Viele davon lassen einfach nur Marker auf bestimmten Orten verteilen. Die Spieler müssen dann dort hinlaufen, eine Aktion ausgeben und Marker abwerfen oder einsammeln und woanders hinbringen. Jetzt besticht "Kick-Ass" in allen anderen Punkten mit so viel Cleverness und Originalität und ausgerechnet hier versagt es ziemlich. Extrem schade! Aber das war es noch nicht! Auch bei den späteren Boss-Events wird der Spielspaß hintenraus zum zähen Grinding, wenn man zig Superschurken niedermähen muss, um das Event zu erfüllen. Nicht falsch verstehen, der Spielmotor funktioniert prima und die Aufträge tragen dazu bei. Aber es fühlt sich einfach nicht motivierend und spannend an. Ein Grund, der mich "Kick-Ass" dann am Ende nur eingeschränkt unterhaltsam finden lässt - nach dem Motto: Erste Hälfte gut, zweite Hälfte mööp!
Wertungen
Chris: So schade! Ich finde vieles an dem Spiel richtig gut, aber die repetitiven und langweiligen Aufträge vermiesen mir etwas den Spielspaß
Holger: War mir 30 Minuten zu lang für das, was es geboten hat. Aber ansonsten fand ich es recht gelungen.
Simon: Am Anfang hatte ich richtig Bock drauf und dachte, dass es sehr cool wird. Nach den ersten zwei Events war klar, dass es ab jetzt nur noch ein Grind wird.
Bis auf die leider enttäuschenden Eventaufträge ist "Kick-Ass - The Boardgame" ein unheimlich rundes, schön designtes Koop-Erlebnis. Thema und Artwork sind ziemlich cool und die Symbiose aus Kartenmanagement, Charakterentwicklung und Castle Defense funktioniert hervorragend. Wenn da dieses langweilige Grinding nicht wäre.
Text: Chris
02.07.2022