Jetzt steht "Carnival of Monsters" schon fast ein Jahr ungespielt bei uns im Schrank und das neue "Monster Expedition" - das in derselben fiktiven Welt spielt - drängelt sich direkt vor. Nun ja, immerhin ist es von Alexander Pfister, dem genialen Schöpfer von "Mombasa", "Great Western Trail" und "Maracaibo"; das muss ja gut sein. Also haben wir uns auf Monsterjagd begeben und berichten, wie aufregend das Ganze war.
Wie funktioniert das Spiel?
Alle Spieler starten mit drei Camps. Ist man an der Reihe, wählt man eines davon aus und je nachdem, wie stark dieses ausgebaut wurde, erhält man eine Anzahl an Würfeln. Grundlegend versucht man dann, möglichst hoch zu werfen, denn hohe Werte bringen bessere Monster. So einfach ist das Ganze aber natürlich nicht, denn nach jedem Wurf wird eine gewürfelte Augenzahl gewählt und alle Würfel dieser Zahl herausgelegt. Nun kann man entweder die Expedition beenden oder weiter würfeln. Würfelt man weiter, droht bei einem Fehlwurf (falls nur noch Ergebnisse gewürfelt wurden, die bereits herausgenommen wurden) der Verlust des höchsten Würfels. So geht das Ganze weiter, bis man schließlich irgendwann aussteigt bzw. aussteigen muss.
Passend zum ausgewählten Camp (Wolkenland, Wald oder Meer) kann man nun mit den erwürfelten Punkten in beliebiger Kombination Monster fangen oder Käfige kaufen. Käfige kosten immer exakt 10 Punkte, bei 40 Punkten - quasi ein Kniffel mit vielen gleichhohen Würfeln - erhält man sogar direkt sechs (!) Käfige vom Monsterjäger. Käfige hält man verdeckt vor sich, die Monster darunter darf man sich ansehen und geben immerhin die Hälfte der Siegpunkte.
Das war's schon? Man muss immer nur hoch würfeln? Nicht ganz. Denn nur mit niedrigen Augenzahlen (und einer eigenen Sonderzahl, die auch für Mitspielerergebnisse gilt) lassen sich die eigenen Camps verbessern. Bessere Camps geben mehr Würfel und am Ende sogar zwei Käfige. Natürlich haben einige Monster auch noch Spezialeffekte.
Das Spiel endet, sobald der letzte Käfig vom Nachziehstapel genommen wurde.
Was ist das Besondere an "Monster Expedition"?
Neben höhen Würfelergebnissen für die Monster- und Käfigjagd sind eben auch niedrige Augenzahlen wichtig, um die Camps zu verbessern. Damit erhöht sich der eigene Würfelvorrat in den jeweiligen Gebieten. Dass jeder Spieler auch ein Camp besitzt, das bei einer bestimmten Zahl der Mitspieler verbessert werden darf, macht das Ganze noch interessanter und sorgt für ein klein wenig Interaktion.
Doch auch die Käfige spielen eine wichtige Rolle. Einerseits verkürzen sie das Spiel, andererseits wird nur durch den Erhalt eines Käfigs die Auslage mit neuen Monstern aufgefüllt. Und es kommt noch besser: Jedes dieser neuen Monster erhält einen Gildenmarker des Spielers, der das Auffüllen ausgelöst hat. Jagd keiner der Mitspieler diese Monster, erhält der Spieler am Ende alle Monster, auf denen noch eigene Marker liegen.
Wie sehr gefällt es uns?
Am Ende der "Besprechung" waren wir uns einig, dass "Monster Expedition" ein nettes, aber sicherlich kein besonders gutes Spiel ist. Die Gründe dafür sind vielschichtiger als zunächst gedacht, denn zu Beginn hat das muntere Würfeln um hohe und niedrige Zahlen aufgrund der cleveren Umsetzung erstmal Spaß gemacht. Man überlegt sich immer wieder, welche Würfel man zuerst rauslegt, ob man weiter würfelt oder aussteigt und ob man nicht doch lieber ein, zwei Käfige anstatt des offensichtlicheren Monsters nehmen soll. Die Käfige wurden prima integriert, sowohl als Punktelieferant als auch als Motor, das Spiel Richtung Ende zu katapultieren. Auch die Camps funktionieren prima, auch wenn das Upgraden dieser rein zur Generierung des Würfelvorrats dient und keine Punkte am Ende wert ist.
Zu zweit und zu dritt halten sich die Wartezeiten noch in Grenzen, Fehlwürfe werden schelmisch gefeiert, die individuelle Wunschzahl ebenso. Letztere ist immerhin ein kleiner Aspekt, der alle Mitspieler ins Boot holt - jeder hofft, dass "seine" Zahl gewürfelt wird. Hat man schon zig Mal gesehen, dennoch sinnvoll. Zu viert allerdings nimmt die Downtime spürbar zu, hier können schon mal unschöne Wartezeiten entstehen. Besonders bitter ist das dann, wenn man selbst einen miserablen Zug hinlegt und dann wieder eine ganze Weile warten muss.
Miserable Züge, nun ja ... die können schnell mal passieren. Immerhin würfelt man viel. Und würfeln bedeutet eine hohe Glückskomponente. Das ist aber okay, denn darauf stellt man sich ein, wenn man "Monster Expedition" spielt. Was jedoch nicht ganz so geil ist: darüber hinaus geizt das Spiel nicht mit weiteren Zufallselementen. Welche Monster sind unter den Käfigen? Zufall. Welche Monster werden aufgedeckt und mit Gildenmarkern versehen? Zufall. In Summe war uns das zu viel Zufall für das, was auf der Spielpackung angepriesen wird:
Mit einem Expertenspiel oder sonderlich viel Strategieanteilen hat "Monster Expedition" gewiss nichts zu tun. Etwas unglücklich kommuniziert.
Aber selbst wenn die Metadaten passender wären, würde dies das Spiel nicht wirklich besser machen. Nicht falsch verstehen, das Spiel ist okay. Man kann es wunderbar mit ein, zwei Bierchen nebenher spielen, sich dabei wunderbar unterhalten. Insgesamt ist das Ganze eher wenig aufregend, auch wenn ich zu einer Runde "Monster Expedition" jetzt nicht Nein sagen würde. Bleibt es im Regal? Schwierig zu sagen. Vorerst ja, da die Spieldauer passt und man es prima vor oder nach einem größeren Spiel einschieben kann. Ich hoffe aber, dass der großen Bruder "Carnival of Monsters" noch ein wenig mehr zündet.
Wertungen
Chris: 6 (Die nett konstruierte Würfelei hat schon Spaß gemacht, auch wenn letztendlich enorm viel Zufall hier mitspielt, die Illustrationen finde ich gar nicht mal so gut, vor allem die Camps sind hässlich, trotzdem gelungenes "Füllspiel" für zwischendurch, schwache 6 Punkte)
Holger: 6 (Ganz cooler Absacker mit viel Zufall, aber sehr gelungenen Illustrationen und interessanter Würfelei)
"Monster Expedition" ist ein kleines, spaßiges Würfelspielchen mit einem netten Kniff, der hohen und niedrigen Würfelwerten Bedeutung schenkt. Wunderbar spielbar in einer geselligen, lockeren Runde. Darüber hinaus fesselt das Spiel aber kaum längerfristig, da weder die Monster noch deren Effekte sonderlich spannend sind und viel zu viel Zufall die Szenerie beherrscht.
Text: Chris