Schwaches Mondlicht

Wieder einmal hat mich die Optik eines Spiels zum Spontankauf bewogen, zu gut sah "Nemeton" bei der Kickstarter-Vorstellung und in der Spieleschmiede aus. Versprochen hatte ich mir ein schönes, taktisches Legespiel mit einer gewissen Atmosphäre. Thematisch finde ich es zudem recht interessant, sodass ich sehr gespannt war, wie uns das Spiel letztendlich gefällt.

 

Wie funktioniert das Spiel

Zu Beginn des Spiels ist der verbliebene Wald recht klein, ein einsamer Baum weilt auf einem der acht Hexfelder. In den kommenden zehn bis elf Runden erweitern wir die Spielfläche jedoch stetig, indem wir das oberste Plättchen unseres Mondstapels beliebig anlegen. Dieser Stapel wird zu Beginn des Spiels gemischt und ist jederzeit einsehbar, allerdings nur die Rückseite der Plättchen, welche eine der vier Geländearten zeigt. Was sich auf der Vorderseite befindet, erfahren wir erst, wenn das Plättchen angelegt ist.

 

Die Kraft des Mondes lässt nun in alle Richtungen Pflanzen auf leeren Feldern wachsen und zwar so weit, bis das erste Feld genau der Geländeart erreicht wird, die man soeben gelegt hat (Rückseite). Im Anschluss daran wird das neue Plättchen umgedreht, des Öfteren muss dann noch ein Spezialplättchen (Baum, Megalith oder Quelle) angelegt werden, sofern das aufgedeckte Plättchen eines dieser Dinge zeigt.

 

Im Anschluss daran wird dann die Druidenfigur ein bis zwei Felder weit bewegt. Hierbei kann man Pflanzen einsammeln, um Tränke zu brauen oder die Spezialorte aktivieren. Bei einem Baum lassen sich Pflanzen tauschen oder Trankkarten reservieren, bei einem Megalithen wird fleißig gebraut und an Quellen kann man Tiergeister für sich gewinnen, deren Spezialfähigkeit man einmalig einsetzen kann. Auch die violettfarbene Nachtschatten-Pflanze ist besonders. Isst man diese, verwandelt man sich in einen Vogel und darf zu einem Baum fliegen, was - sinnvoll eingesetzt - enorm stark sein kann.

 

Siegpunkte macht man über das Brauen von Tränken mittels eingesammelter Pflanzen, Sets unterschiedlicher Tiergeister und dem Erfüllen von bestimmten Aufgaben, die auf einem Extra-Tableau abgebildet werden (z.B. braue 4 unterschiedliche Tränke, besuche zwei Quellen und Megalithen, etc.).

 

Was ist das Besondere an "Nemeton"?

Neben der überzeugenden Optik muss man sagen, dass der Spielablauf durchaus originell ist. Zuerst das Anlegen des Plättchens, dann die Mondschein-Phase, bei der neue Pflanzen wachsen, das Aufdecken und eventuelle Erscheinen von Spezialfeldern und die anschließende Bewegung des Druiden. Das alles wirkt irgendwie frisch und interessant, "Nemeton" fühlt sich definitiv nicht wie ein einfallsloses Spiel von der Stange an. 

 

Wie sehr gefällt es uns?

Leider nicht so gut wie erhofft. Einerseits sieht das Ganze schon sehr schick auf dem Spieltisch aus und die angesprochene, frisch wirkende Spielmechanik erzeugt schon irgendwie ein interessantes Spielgefühl. Dennoch fehlt dem Spiel unserer Meinung nach das gewisse Salz in der Suppe. Oftmals, vor allem in der ersten Spielhälfte, gibt es weniger sinnvolle Anlegemöglichkeiten als gedacht, die Bewegungsgeschwindigkeit des Druiden ist gering und sehr begrenzt, wodurch man letztendlich gar nicht so viele Optionen hat. Hintenraus, wenn das Spielfeld größer geworden ist, wird das etwas besser, letztendlich reißt dies das Ruder aber nicht mehr wirklich um. Denn das, was man hier macht, ist Euro-Optimiererei par excellence, nur eben ohne wirklich sonderlich spannend zu sein. Ich sammle recht unaufgeregt ein paar Pflanzen, braue ausliegende oder reservierte Tränke, erfülle wenn möglich noch ein paar der Ziele und sammle auch am besten noch ein paar Tiere. Kennt man alles schon zu Genüge, viele Spiele kaschieren das aber besser. Das ist extrem schade, denn die Optik des Spiels ist wie schon gesagt reizvoll, aber das eigentliche Spiel ließ uns recht nüchtern zurück. Emotionen Fehlanzeige, leider. 

 

Materialtechnisch gibt es kleinere Mängel wie farblich extrem ähnliche Figuren und unübersichtliche Mini-Marker für die Ortsbesuche und Ziele. Nicht dramatisch, aber unnötig.

Wertungen

Chris: 5 (Mir gefällt eigentlich die Idee hinter dem Spiel, letztendlich war das aber alles ziemlich unspannend. Insgesamt ist mir das spielerisch zu wenig, optisch und atmosphärisch aber ganz nett)

Sarina: 5 (Nettes Optimierspiel, aber nichts, was ich öfter spielen muss. Dem Spiel fehlt es spielerisch ganz klar an Spannung, für mich fühlte sich das alles extrem öde an)

FAZIT:

Schade, aber "Nemeton" hat uns nicht sonderlich gut gefallen. Während Optik und Spielidee durchaus reizvoll sind, fehlt es dem Spiel an Spannung, Emotionen oder sonstigen interessanten Nuancen. Optimierfreunde können einen Blick riskieren, für uns war das ein eher nüchternes Vergnügen.

 

Text: Chris