Thematisch serviert uns Iron Games mit "Pandoria" hier Altbekanntes: verschiedenste Völker wurden aus ihrer Heimat vertrieben und suchen ihr Glück auf einem neuen Kontinent - Pandoria. Spielerisch hat dieses vermeintlich simple Plättchenlegespiel viel mehr auf dem Kasten als es zunächst den Anschein macht.
Wie funktioniert das Spiel?
Im Prinzip ganz einfach, denn jeder Spieler hat, abgesehen von seinen zwei Burg-Plättchen, immer nur ein einziges Landschaftsplättchen zur Verfügung. Dieses muss irgendwo beliebig angelegt werden, anschließend darf man eine seiner sechs Figuren darauf setzen. Diese Doppelhex-Plättchen zeigen verschiedene Landschaften wie Wald oder Berge. Umschließt man eine Landschaft komplett, werden alle Figuren darin entfernt. Des Weiteren profitieren nun Figuren, die angrenzend zu diesem Gebiet stehen, auch die des Gegners, indem entsprechende Ressourcen des soeben umschlossenen Gebiets ausgeschüttet werden. Befinden sich beispielsweise zwei Figuren direkt neben einem abgeschlossenen Waldgebiet mit vier Holzsymbolen, erhält dieser Spieler acht Holz. Hat man alle sechs Figuren auf dem Spielfeld, darf auch die Anführerfigur gesetzt werden, die doppelt Ressourcen einsackt.
Außerdem verfügt jeder Spieler über zwei Burgplättchen, die man alternativ legen kann. Figuren auf diesen Plättchen werden nicht entfernt, wenn sie umschlossen werden, damit kann man eine Figur in eine aussichtsreiche Lage bringen.
Außerdem darf der Spieler, der ein Gebiet abgeschlossen hat, eine der vier offen ausliegenden Karten mit Gold kaufen. Jede Karte ist zweigeteilt und kann mit Kristallen nützliche Zaubersprüche aktivieren oder mit Holz als Gebäude ausgespielt werden. Gebäude geben dauerhafte Vorteile, zumindest so lange, bis man diese optional mit Monumenten überbaut, welche Siegpunkte bringen.
Natürlich hat auch jedes Volk eine besondere Spezialfähigkeit und startet mit einer unterschiedlichen Startkombination an Gold, Kristallen und Holz. Überschreitet man seinen Ressourcenvorrat (die maximale Anzahl ist immer 10), erhält man einen Siegpunkt pro drei überzählige Ressourcen.
Was ist das Besondere an Pandoria?
"Pandoria" ist endlich mal wieder eines dieser Spiele, bei dem die Grundmechanik total simpel ist, während gleichzeitig jeder Zug sehr taktisch und wertig ist. Hier überlegt man schon genau, wo mein sein Plättchen hinbaut und welche Auswirkungen das für alle haben wird.
Dadurch, dass man jederzeit mit einem klugen Zug effektiv sein kann, ist die Spannung für solche ein Legespiel ungewohnt hoch und hält sich auch bis zum Ende hin.
Wie sehr gefällt es uns?
Überaus gut, ehrlich gesagt habe ich gar nicht erwartet, dass mir das Spiel so viel Spaß macht. "Pandoria" schafft es, den Spieler immer wieder in gewisse Dilemmata zu katapultieren. Soll ich doch die Siegpunkte durch die Stadt abgreifen oder meinem Mitspieler seinen nächsten Zug so richtig schön vermiesen? Aber hier gäbe es auch Kristalle, damit könnte ich nächste Runde ... ach scheiß drauf, ich nehm' doch das viele Holz. Immer wieder fragt man sich, was wohl das Beste für einen wäre, was ein Auszeichnungsmerkmal für eine solche Art von Spiel bedeutet. Hier hat man wirklich die Qual der Wahl. Auch das Ressourcensystem mitsamt dem Kartenkauf, der nur durch das Abschließen einer Landschaft möglich ist, ist clever konzipiert und funktioniert prima. Dass dann jede Karte auch noch auf zwei Möglichkeiten ausgespielt werden kann, macht das Ganze wirklich interessant und fordert auch erfahrene Kenner- und Expertenspieler.
Die Illustrationen würde ich mal als recht schön bezeichnen, auch wenn die optische Qualität des Spielmaterials nicht an das geniale Cover rankommt. Haptisch ist alles einwandfrei, kein Grund zu meckern.
Thematisch darf man hier jetzt keine Wunder erwarten, in diesem Bereich bietet "Pandoria" nicht mehr oder weniger als eine Vielzahl anderer Plättchen-Legespiele. Was uns aber wirklich extrem gut gefallen hat sind die vielen Völker mit ihrer Spezialfähigkeit, die fast alle irgendwie ziemlich cool sind und zum Ausprobieren locken.
Zu meckern habe ich eigentlich nur bei der Anleitung. Die ist, mal wieder, suboptimal. Grundsätzlich finde ich es ja schön, wenn man alles kompakt auf vier Seiten erklärt, aber hier und da fehlen dann doch einige Kleinigkeiten, nicht alles ist sofort eindeutig und klar, zudem ist die Übersicht der Kaufkarten nicht vollständig (Extrablatt liegt immerhin bei).
Die Erweiterung "Artifacts" bietet weitere Einzelplättchen, eine Burgfestung für jeden Spieler, Reliqiuenplättchen und die titelgebenden Artefakte, welche sich auf weiteren Doppelplättchen befinden. Mit eingesammelten Artefakten kann man dann die wertvollen Reliqiuen erwerben.
Unserer Meinung ist diese kleine Erweiterung definitiv ihr Geld wert, denn mit den Artekfaten kommt eine weitere Komponente ins Spiel, die einen ins Grübeln bringt. Ganz sollte man nämlich auf keinen Fall auf
die Reliquien verzichten, da sie zu viele Punkte bringen, also muss man auch hier dranbleiben. Oftmals sind solche Aspekte unnötige Aufbläher, die ein Spiel gar nicht nötig hat. "Pandoria" hat die Erweiterung zwar auch nicht nötig, aber mit ihr ist es tatsächlich noch einen Tick interessanter.
Wertungen
Chris: 7 (Tendenz zur 8, für mich ist Pandoria das beste Plättchen-Legespiel seit Jahren. Besser als Tang Garden, Taluva, Isle of Skye und viele andere, zudem auch zu zweit echt gut. Wird mal Zeit für eine Bestenliste dieses Genres.)
Sarina: 7 (hat mich positiv überrascht, wirklich spannendes Legespiel mit kniffligen Entscheidungen, zu zweit finde ich es fast am besten.)
Klemens: 7 (hat mir gut gefallen, jetzt nichts wahnsinnig Spektakuläres, aber in Summe eine rundum gelungenes, überzeugendes Spiel. Vielleicht etwas zu monoton auf Dauer, aber für ab und an definitiv lohnenswert)
"Pandoria" ist für mich das beste Plättchen-Legespiel seit langem. Mit einer simplen, aber enorm effektiven und taktisch kniffligen Mechanik entsteht mit dem gut durchdachten Kartenkauf und der dualen Ausspielmöglichkeit eine schöne Spannung. Die vielen Völker mit ihrer kleinen, aber feinen Spezialfähigkeit, machen das Ganze zu einer äußerst reizvollen Spielerfahrung mit hohem Wiederspielreiz.
Zu zweit und zu dritt am besten, mit mehr Spielern steigen Unberechenbarkeit und Downtime zu stark an. Zu viert empfehlen wir dringend die integrierte Teamvariante.
Text: Chris