Wie lange brennt das wunderhübsche Lagerfeuer?

Feuerland hat wirklich heiße Eisen im Feuer. Kaum einem Verlag gelingt es, so viel Aufsehen für ihre Neuheiten zu erregen. Klar, der letztjährige Kennerspiel-Preis hilft hier natürlich, doch man muss schon sagen, dass nahezu alle ihrer Spiele auch wirklich einiges auf dem Kasten haben und sie überaus ansprechende, thematisch interessante Titel liefern. Kann "Parks" in die Fußstapfen des Mega-Erfolges "Flügelschlag" treten? Will es das überhaupt? Schwierig zu sagen, es spricht einiges dafür, aber auch etwas dagegen. Eins ist aber schon mal klar: qualitativ ist das mal wieder eine herausragende Veröffentlichung. 


Wie funktioniert das Spiel?

Zwei Wanderer stehen jedem Spieler zur Verfügung, mit denen man über vier Jahreszeiten hinweg durch eine modular aufgebaute, sich verändernde Landschaft zieht. Wie weit man mit einem Wanderer zieht, bleibt einem selbst überlassen, allerdings muss man

stets geradeaus gehen. Da auf jedem Streckenabschnitt nur ein Wanderer stehen darf, überlegt man sich ganz genau, wann man auf welches Feld zieht. Alternativ darf man einmalig auch ein besetztes Feld betreten, indem man sein Lagerfeuer umdreht. Gelangt man mit einem seiner beiden Wanderer ans Ziel, entfacht das Lagerfeuer ein zweites Mal.

 

Grundsätzlich erhält man auf den einzelnen Streckenabschnitten Ressourcen in Form von Andenken-Arten (Sonne, Wasser, Berg und Wald), zudem liegen immer weitere Ressourcen auf einigen Plättchen zufällig aus.

 

Mit diesen Ressourcen kann man dann einen der drei ausliegenden Parks (oder einen zuvor schon reservierten) besuchen, indem man die entsprechenden "Kosten" bezahlt. Des Weiteren lassen sich Ausrüstungsgegenstände kaufen, die für den Rest des Spiels Boni geben, und Trinkflaschen für nette Bonusaktionen füllen. Siegpunkte gibt es neben den Parkbesuchen auch für Fotos, die man auf dem Weg schießen kann und dem Erfüllen eines geheimen Auftrags.

 

Bei jeder folgenden Jahreszeit wird die Strecke um einen Abschnitt vergrößert, sodass stetig mehr Aktionen und Optionen zur Verfügung stehen.

 

 

Was ist das Besondere an "Parks"?

Wie zu erwarten war, ist die Qualität des Spielmaterials - wie auch schon bei "Flügelschlag" - absolut phänomenal. Bereits beim Öffnen der Schachtel staunt man über das großartige Material - von der Anleitung über die griffigen Holzspielsteine bis hin zu dem genialen Inlay. Hier hat alles seinen exakten Platz, nichts verrutscht, einfach perfekt. Die Illustrationen auf den Karten sind wunderschön, die Ikonographie durchweg gelunden.

 

Zudem spielt sich "Parks" angenehm flott, ist schnell erklärt und bietet einen perfekten Zugang in den gehobenen Familienspielbereich. Die Züge sind einfach, dennoch bietet das Spiel taktische Entscheidungen und kleine Engines, die man sich mithilfe der Wasserflaschen und Gegenstände aufbauen kann.


Wie sehr gefällt es uns?

Alle Spieler, mit denen ich "Parks" bisher gespielt habe, waren von dem Spiel recht angetan. Niemand fand es schlecht, allerdings war auch niemand total begeistert. Das klingt jetzt nach Mittelmaß, allerdings ist "Parks" alles andere als das. Über das grandiose Spielmaterial und die tolle Optik möchte ich gar nicht mehr viel sagen, sondern mich hier jetzt auf das Spielerische konzentrieren. In diesem Bereich punktet "Parks" mit einem enorm flüssigen Spielablauf und einer auf den ersten Blick simplen, aber interessanten Spielmechanik. Das Taktieren, wie weit man wann mit welchem Wanderer voranschreitet, ob man die Fackel einsetzt, welche Bonus-Ressourcen man mitnehmen will, all das sorgt trotz der grundlegenden Einfachheit eine angenehme Tiefe. Parks anderen Spielern "wegreservieren", Wasserflaschen oder Fotos - in Summe bietet das Spiel sogar mehr kleine Entscheidungen, als ich anfangs gedacht hatte.

 

Was die Spieleranzahl betrifft, gefällt es mir bis vier Spieler nahezu gleich gut. Ich persönlich favorisiere wohl eine Partie zu dritt, zu fünft ist es mir etwas zu chaotisch und zu lang. Generell sollten Optimierer hier aufpassen, den schönen Spielfluss nicht durch zu langes Grübeln zu zerstören.

 

Warum ich nicht vollends zufrieden oder gar begeistert bin? Das liegt wohl an zwei Dingen: zum einen finde ich die Umsetzung der "Ressourcen", die ja sowas wie Andenken an bestimmte Erlebnisse sein sollen, unglücklich. Ich meine, okay, dass das Erinnerungen an tolle Wandererlebnisse sind, damit komme ich noch klar. Aber wieso zum Teufel kaufe ich mit denen dann quasi die Parks? Äh... ich meine, wieso darf ich nur mit diesen solche Parks besuchen? Ihr merkt, was ich meine? Es kommt thematisch einfach nicht rüber, was mir das Spiel damit sagen oder gar vermitteln will. Und dann ist es letztendlich wieder mal nichts anderes als ein nettes, zugegeben sehr hübsches Gerüst über eine Spielmechanik, jedoch ohne das gewisse Etwas. 

Außerdem - und das ist mein größter Kritikpunkt - fehlt mir am Ende etwas Variation. Die zehn Streckenabschnitte plus dem Wasserfall sind mir als Vielspieler dann in Summe zu wenig, auch wenn durch diese Kompaktheit sicherlich das Spiel so funktioniert, wie es eben soll. Das verstehe ich schon. Und ich spiele "Parks" auch wirklich gerne. Zumindest noch. Ich habe aber die leise Befürchtung, dass das in einem Jahr, wahrscheinlich auch schon viel früher, nicht mehr so sein könnte. Ob irgendwann eine Erweiterung kommen wird? Falls ja, hoffentlich besitze ich das Spiel bis dahin noch. Aktuell würde ich es noch nicht hergeben, aber die Konkurrenz ist und bleibt groß. 

Wertungen

Chris: 6 (mir gefällt das Spiel ganz gut, ich spiele es nach etwa sechs Partien immer noch gerne, allerdings reizt es mich, was Wiederspielreiz und Spielspaß angeht, einen Tick weniger als Flügelschlag. Mit einer sinnvollen Erweiterung schraube ich meine Wertung vielleicht noch etwas nach oben, so bietet mir "Parks" auf Dauer zu wenig)

Sarina: 7 (Fantastisches Spielmaterial, das muss man schon sagen. Spielerisch gefällt es mir im Vergleich zu anderen vergleichbaren Titeln (gehobene Familienspiele) besser als viele andere Titel, das Problem mit der Monotonie sehe ich aber auch. Die Streckenabschnitte sind zu wenige, außerdem ist der Preis von 50€ zu hoch, wenn man den reinen Spielspaß betrachtet)

Klemens: 7 (hat mir ganz gut gefallen, nettes taktisches Sammel- und Tauschspiel mit ner guten Portion Zufall, aber auch kleinen Entscheidungen. Für mich eine schwache 7, all zu oft würde ich es aber nicht spielen, dafür ist es mir einfach zu seicht)

FAZIT:

"Parks" zeigt sich als angenehm flüssiges, taktisch interessantes Sammel- und Tauschspiel mit fantastischem Spielmaterial, das seine Zielgruppe - erfahrenere Familienspieler - bestens unterhält.

 

Für Vielspieler bietet das Ganze aber letztendlich auf Dauer zu wenig, um langanhaltend zu fesseln, dafür passiert hier insgesamt zu wenig. Die wünderschöne Optik ist zwar ganz gewiss kein Blender, aber sie vermag es nicht, "Parks" zu einem Highlight zu machen. Aufgrund des happigen Preises sollte man sich schon gut überlegen, was man dafür bekommt. 

  

Text: Chris