Verlag: Aporta Games   Autor: Helge Meissner   Dauer: 90-120 Min    Spieleranzahl: 1-4

Harmonische Wiederbelebung

Es gibt sie immer wieder mal - die Spiele, die einfach jedem in der Spielgruppe gefallen. Dazu gehört auch "Revive" von Aporta Games, bald auch auf Deutsch erhältlich.  Auf der diesjährigen Spielemesse blind mitgenommen, dachte ich zuerst an ein kooperatives Spiel. Da sieht man mal, wie tiefgründig meine Vorabrecherchen ausfallen. Umso überraschter waren wir alle, dass wir hier ein waschechtes kompetitives Euro-Mittelgewicht haben, das direkt nach wenigen Minuten seine Muskeln spielen lässt und zeigt, was es kann. Und das ist eine ganze Menge.

Kunterbunter Mix 

Die Zauberzutaten für dieses rundum gelungene Spiel sind vielfältig. Was zunächst einmal auffällt ist der angenehme Spielfluss, der durch die Beschränkung auf zwei einfache Aktionen zustande kommt. Karte ausspielen, erkunden, bauen oder Meeple einsetzen; alternativ kann man noch passen und eine Art Kartentausch einleiten. Das ist schlichtes Design, aber in Anbetracht der vielen Boni-Ausschüttungen und taktischen Möglichkeiten, clever designt. 

 

Die Karten kommen in drei Farben daher und besitzen einen Effekt auf der oberen und unteren Hälfte. Je nachdem, ob man diese nun in den Slots oben oder unten platziert, löst man den jeweiligen Effekt aus. Jeder Slot ist mit Modulplättchen modifizierbar, sodass man beim Ausspielen einer Karten neben dem Effekt der Karte auch die Effekte der Module erhält, sofern Karten- und Modulfarbe übereinstimmen. Das sorgt teilweise für richtig lukrative Aktionen. Die nächste Besonderheit findet man auf dem Spielertableau, auf dem drei miteinander verzahnte Leisten sind. Hier schaltet man nach und nach Maschinen frei, die mit Blitzen als freie Aktionen aktivierbar sind und viele Boni, Rabatte oder andere Manipulationen zulassen. 

 

Generell erhält man überall Belohnungen: auf der Siegpunktleiste winken Lootkisten und Artefakte, letztere triggern Siegpunkte in Abhängigkeit seiner geheimen Artefaktkarte. Selbst beim Passen schreitet man auf einer Leiste voran, auf der man was bekommt.

Warum Revive so gut funktioniert

Man merkt zu jedem Zeitpunkt, dass sich hier die einzelnen Spielelemente harmonisch zusammenfügen. Nichts wirkt überladen, nichts unnütz oder hineingepresst. Gepaart mit recht zügigen Aktionen entsteht ein super schöner Spielfluss, bei dem man auch noch ständig belohnt wirdimmer etwas Sinnvolles tun kann und auch eigentlich nie in eine Sackgasse gerät. Was das tolle Spielgefühl dann noch garniert, ist die gelungene Abwechslung durch unterschiedliche Fraktionen mit asynchronen Fähigkeiten. Wer mich kennt, weiß, dass ich hier erstmal immer skeptisch bin, denn ganz oft sind einige Völker signifikant besser als andere. In "Revive" kamen uns alle Fähigkeiten ähnlich stark vorwenn man sie gezielt einsetzt. Ein großer Pluspunkt, der für mich enorm wichtig ist. 

 

Die kleine "Kampagne" bringt noch ein paar Regelmodifikationen mit sich. Als geübter Spieler kann man drei dieser vier Änderungen problemlos direkt ins erste Spiel integrieren. 

 

Einziger Kritikpunkt - das Thema!

Ihr merkt, uns hat "Revive" spielerisch unheimlich gut gefallen. Lediglich das extrem aufgesetzte Thema hat mich schulterzuckend zurückgelassen. Das Erkunden und Erblühenlassen der Landschaft mag ich meinetwegen so noch akzeptieren, aber alles was darum passiert - die Maschinen auf dem Spielerboard, die Lootboxen, die Artefakte, ja selbst die Fähigkeiten der Fraktionen - ist gelinde gesagt höchst konstruiert. Stört jetzt nicht wirklich, da das Spiel spielerisch so überzeugt, aber das Thema ist dennoch super aufgesetzt und überzeugt mich deshalb auch mit seinem Artdesign nicht gänzlich.

 

Das Spielmaterial ist prima. Ich hätte mir aber hier ein Double-Layer-Spielertaleau gewünscht, in das man die Karten hineinstecken kann, ohne immer das Tableau anheben zu müssen. 

Wertungen

Chris: Rundum gelungen, belohnend, fluffig und taktisch anspruchsvoll. Ein spielerisches Highlight, auch wenn mich das aufgesetzte Thema nach 5 Partien ein wenig langweilt. Egal, würde ich jederzeit wieder mitspielen.

Simon: Heftig verzahnt - alles triggert irgendetwas anderes oder kann durch Upgrades andere Aktionen auslösen. Mann muss schon echt den Überblick behalten, weil man sehr gut viele Aktionen hintereinander machen kann. Viele Wege führen nach Rom und bringen Variabilität für weitere Runden. Wenn es jetzt noch thematisch punkten würde, wäre es direkt eines meiner Lieblingsspiele geworden.

Sarina: Tolles Spiel, das mich über mehrere Partien hinweg immer noch reizt. Die Optik spricht mich nicht so an und mit dem Cover hat das Spiel ja mal so gar nichts zu tun, aber ansonsten schönes Spiel.

Eva: Richtig gutes Spiel

Stefan: Hat mir auch außerordentlich gut gefallen. Überall bekommt man etwas, es ist fordernd und gleichzeitig super flüssig zu spielen, wenig Downtime. Auch die unterschiedlichen Fähigkeiten sind sehr gelungen.

FAZIT:

"Revive" erfindet das Rad zwar nicht neu und geizt vielleicht höchstens etwas an direkter Interaktion, aber darüber hinaus ist das ein extrem harmonischer Mix aus Multi-Use-Cards, Engine-Building und Ressourcenmanagement. Dazu kommen ein guter Spielfluss sowie gelungene Abwechslung durch gleichstarke asynchrone Fraktionen. Thematisch zwar aufgesetzt, aber egal - "Revive" ist ein tolles Spiel, das all meinen Mitspielern sehr gut gefallen hat.

 

Text: Chris

08.11.2022