Welcher Runenstein soll es sein? Na der da!

Rüdiger Dorn serviert uns mit "Rune Stones" einen interessanten Deckbuilder. Als Druiden schmieden wir mithilfe der Zwerge die titelgebenden Runensteine, welche uns mächtige Aktionsboni bis zum Ende des Spiels geben. Zusammen mit der Implementierung von Multi-Use-Cards und einem cleveren Kartenverbenn-mechanismus verfolgt das Spiel klare Ziele: leichte Zugänglichkeit, Door-Opener für Gelegenheitsspieler in den sanften Kennerspielbereich sowie ein spannendes Siegpunkterennen. Ob das gelungen ist, erfahrt Ihr im Folgenden.

 

Wie funktioniert das Spiel?

Eine von drei Aktionen lässt sich im eigenen Zug ausführen: Kreaturen beschwören, indem man Karten mit möglichst vielen gleichfarbenen Magiepunkten ausspielt. So verstärkt und vergrößert man sein Deck. Nutzt man Fähigkeiten, spielt man genau zwei Karten aus, handelt beide komplett ab und verbrennt diejenige mit der höheren Zahl. Sehr cooler Mechanismus, der wirklich mal etwas Neues ist. Die dritte Aktionsmöglichkeit ist Artefakte schmieden, maximal zwei gleichzeitig und mithilfe von gesammelten Edelsteinen oder drei Erzen.

Im Anschluss an die Hauptaktion darf man zusätzlich Artefakte von seinem Tableau in Siegpunkte und einen Runenstein tauschen. Hierbei tauscht man immer alle Artefakte aus einer der zwei Reihen ein. Je mehr das sind, desto mehr Siegpunkte winken. Jedoch gibt es dabei ja immer einen Runenstein, auch bereits bei der Mindestanzahl von zwei Artefakten. Das bringt zwar nicht so viele Punkte, aber die Fähigkeiten der Runensteine, die begrenzt verfügbar sind (im Zweierspiel sogar von jedem Stein nur einer), sind enorm stark. Beispielsweise darf man dann immer sechs anstatt vier Karten ziehen oder drei statt zwei Karten ausspielen und dabei die niedrigste anstatt die höchste Karte zu verlieren.

 

Alle 8 Runensteine des Grundspiels sind immer im Einsatz, hat man die Queenie 1-Erweiterung, erhält man zwei weitere und hat dadurch die Auswahl aus zehn Steinen.

Wer zuerst 65 Punkte erreicht, beendet das Spiel.

 

Was ist das Besondere an Rune Stones?

In Summe die enorm gelungene Symbiose aus allen Teilaspekten des Spiels. Das Kaufen der Karten durch ihre Magiepunkte, die Ausführung der Fähigkeiten mit dem zwingenden Verlust einer Karte und das Schmieden mit den erworbenen Ressourcen - all das fügt sich wunderbar zusammen und funktioniert tadellos.

 

Die mächtigen Runensteine sind das Salz in  der Suppe und stets im Auge zu behalten. Es gilt, möglichst schnell die Steine zu besorgen, die einem hilfreich erscheinen, bevor die Mitspieler einem zuvorkommen. Hilfreich sind sie alle, allerdings muss man ganz klar sagen, dass es stärkere und schwächere Steine gibt. Im Dreier- und Viererspiel ist das nicht ganz so tragisch, da alle Runensteine mehrfach vorkommen, im Zweierspiel kann es jedoch schnell den vorzeitigen Sieg bedeuten. Optisch macht "Rune Stones" eine gute Figur. Das Spielbrett, die Karten und Edelsteine sind ansprechend, die Illustrationen passend, übersichtlich und einfach gehalten.

Wie sehr gefällt es uns?

Natürlich muss man berücksichtigen, dass "Rune Stones" ein gehobenes Familienspiel mit Tendenz zum Kennerspiel ist. Die Downtime ist schön kurz, der Spielablauf flüssig und auch wenn man erneut wieder im Kern Ressourcen in Siegpunkte eintauscht, bringt die Multi-Use-Kartenmechanik und der Kniff mit dem Kartenverlust genug Eigenständigkeit und Interessantes mit sich.

 

Während unserer Diskussion um den Titel wurde er mehrfach als "anspruchsvolleres Splendor" bezeichnet. Dies stimmt natürlich objektiv gesehen nur teilweise, gefühlt trifft es das für uns aber ganz gut. Und wir mögen Splendor ganz gerne. Die Sache ist nun die, dass Rune Stones eine gute Ecke länger geht und sicherlich durch die Karten vielfältiger, taktischer und interessanter, aber letztendlich nicht viel spannender ist. Am spannendsten gestaltet sich tatsächlich der Wettkampf um die Runensteine. Etwas schade ist, dass sich bei uns recht schnell herauskristallisiert hat, welche davon stärker und schwächer sind. Daher wurde der Wiederspielreiz hinsichtlich des Erforschens bestimmter Wege zum Sieg etwas schnell gebremst.

 

Nichtsdestotrotz hat uns das Spiel Spaß gemacht und es bleibt erstmal in der Sammlung. In der Regel bevorzugen wir etwas komplexere und - im Bereich Familienspiele - lustigere oder spannendere Spiele, aber Rune Stones hat durch seine originelle Kartenmechanik zumindest ein kleines Ass im Ärmel, um sich von der Flut ähnlicher Spiele etwas abzuheben.

 

Die Erweiterung "Nocturnal Creatures" ist mit zusätzlichen Irrlichter-Aktionen und einigen Karten, mit denen man seinen Mitspielern Edelsteine klauen kann, ganz nett, aber kein Must-Have. 

Wertungen

Chris: 6 (ich mag die Kartenmechanik und vor allem das "Verbrennen", das Ergattern der Runensteine ist spannender als der Rest, optisch ganz cool.

Sarina: 5 (so gut es funktioniert und so gut es aussieht, für mich fehlt es ganz deutlich an Spannung. Ich gehe immer auf dieselben Runensteine, daher hält sich der Spielreiz bei mir in Grenzen.)

Holger: 5 (die Optik gefällt mir, erinnert stark an Splendor, nur komplexer. Insgesamt bin ich jedoch wenig begeistert, für mich ein recht müdes Kartenkaufen und Ressourcenumwandeln, würde es eher Familien- und Wenigspielern empfehlen)

Eva: 5 (ganz nett, würde ich aber nicht selbst vorschlagen. Die Karten sind irgendwie alle recht gleich und unspektakulär, man tauscht halt Steine in Artefakte und diese wieder in Punkte um. Kann man mal spielen, aber nichts, was mich begeistert.)

FAZIT:

Rune Stones ist eine extrem runde Sache und ein wunderbarer Türöffner für angehende Kennerspieler. Die Multi-Use-Kartenmechanik ist interessant und in ihrer Umsetzung originell, der Kampf um die Runensteine ein entscheidender Faktor zum Sieg. Für uns bietet das optisch ansprechende Spiel dennoch zu wenig Spannung und Emotionen, zudem wird zu schnell klar, welche Runensteine die mächtigsten sind. 

 

Für Vielspieler könnte das Ganze zu wenig sein, zumal sich trotz der Fülle an Karten keine großartigen Kombos bilden lassen. Es gibt durchaus Synergien und mächtige Kombinationen von Runensteinen, in Summe ist das aber nicht genug und sogar etwas schade, denn diese wenigen Kombos werden immer wieder angesteuert.

 

Für anspruchsvolle Familienspieler ganz klar eine 8 oder sogar höher, für uns dann letztendlich nicht ganz so reizvoll. Dennoch bleibt das Spiel erstmal im Regal. Mal sehen, wie die anderen Gefährten das Spiel bewerten.

 

Text: Chris