Mittelprächtiges Urlaubsressort

Ach ja, was für ein schönes Thema. Irgendwo auf einer herrlichen, sonnigen Insel ein Paradies für Urlauber aufzubauen, klingt doch unheimlich interessant, zumal mir das Spiel von einem echten Brettspielkenner schmackhaft gemacht wurde (nein, an dieser Stelle verrate ich natürlich keinen Namen). 2010 über den niederländischen Verlag CWALI erschienen, durfte "Sun, Sea & Sand" nun gute zehn Jahre später auch auf unseren Tisch. Sogar das Wetter zum Spielen auf der Terrasse hat gepasst. Hat dem Spielerlebnis aber nicht sonderlich geholfen.

Wie funktioniert das Spiel?

"Sun, Sea & Sand" ist ein klassisches Arbeitereinsetz-Spiel, in dem die "Familienmitglieder" unterschiedlich viel Zeit für Aktionen benötigen und demnach an unterschiedlichen Zeitpunkten wieder verfügbar sind. Ziel ist es, möglichst viele Touristen ins eigene Ressort zu locken, denn diese bringen selbstverständlich Geld und am Spielende Siegpunkte.

 

In jeder Woche kommen neue Touristen an, also sichert man sich diese entweder kurz vor der Ankunft oder lässt diese schon ein, zwei Wochen vorher einbuchen, was mehr Zeit kostet. Oder man baut Attraktionen, um die Verbleibdauer der Gäste zu verlängern. Dabei lechzen blaue Touristen nach Wasseraktivitäten, gelbe wollen irgendwas am Strand machen, rote halten sich am liebsten auf der Promenade auf und grüne schätzen sportliche Aktivitäten wie Golf oder Tennis. Stets sollte man auch genügend Bungalows haben und Schilder für Rucksacktouristen aufstellen, das alles klappt natürlich nur mit ordentlich Zaster im Portemonnaie.

 

Nach 8 Runden ist Schluss, dann entscheiden die Touristen im eigenen Ressort sowie gebaute Schilder und Attraktionen über den Sieg.


Was ist das Besondere an "Sun, Sea & Sand"?

Definitiv das schöne Setting und die thematisch gute Umsetzung des Ressortbaus. Das, was man hier macht, ergibt zu jeder Zeit Sinn, auch wenn die Aktionen an sich höchst überschaubar sind.

 

Das Einsetzen der Arbeiter durch Zeitkosten ist ebenfalls gelungen, sodass "Sun, Sea & Sand" trotz seiner geringen Aktionsvielfalt eine gewisse taktische Tiefe bietet.

Wie sehr gefällt es uns?

Zunächst einmal muss man sagen, dass das Thema recht unverbraucht ist, was durchaus Vorfreude hervorgerufen hat. Beim Öffnen der Spielebox stößt man auf grellbuntes Material von eher unterdurchscnittlicher Qualität - die Pappteile sind recht dünn und alles andere als ein Eye-Catcher, das Spielbrett wird aus mehreren Teilen zusammengesetzt und gibt optisch erst einmal einen gewöhnungsbedürftigen Eindruck ab. Immerhin sind die unterschiedlich gestalteten Touristen-Meeple wirklich nett.

 

Die Regeln sind mit 4 Seiten schnell gelesen und schnell erklärt, allerdings nicht sonderlich gut geschrieben und enthalten zudem kleine Regellücken. Der Spielablauf wird sofort klar, einige Details erschließen sich aber erst. 

 

Spielerisch beschränkt sich "Sun, Sea & Sand" auf wenige Workerplacement-Aktionen, die super einfach und extrem überschaubar sind. Alles hängt damit zusammen, wie viel Zeit man ausgeben möchte und wie lange man damit auf den eingesetzten Arbeiter warten möchte. Die Aktionen an sich - also das Anwerben von Touristen, der Bau von Bungalows und Attraktionen sowie die damit verbundene Verweildauer der Gäste in den Ressorts inkl. Rucksacktouristen, die umher reisen - sind thematisch gelungen und ergeben alle Sinn, sind aber spielmechanisch aufs Minimum heruntergebrochen. Aufgrund dieser Eingeschränktheit durch die schlanken, taktischen Möglichkeiten weiß man recht schnell, wie der Hase läuft. Dadurch entwickelt sich das bunte Treiben eher zu einem kleinen Timing-Spiel, das nach überraschend kurzer Zeit seinen Reiz verliert.

 

Die Spielzeit beläuft sich zu zweit auf etwa eine Dreiviertelstunde, selbst zu fünft lässt sich das Spiel in unter 90 Minuten spielen. Das passt also ganz gut und am Ende ist "Sun, Sea & Sand" auf jeden Fall ein kleines, sympathisches Spiel, aber trotz seines tollen Themas keines, das ich unbedingt im Spieleregal haben muss. 

 

Wertungen

Chris: 4 (Puh, naja. Kann man schon mal spielen, bietet aber außer dem schönen Thema spielerisch wenig Reizvolles, muss ich nach nur zwei Partien nicht nochmal spielen)

Klemens: 5 (War ganz nett, schöne Ideen, spielerisch aber viel zu belanglos und unspannend)

FAZIT:

Nettes, sympathisches Workerplacement-Spiel mit tollem Thema, spielerisch aber höchst limitiert und wenig reizvoll, "Sun, Sea & Sand" merkt man spielmechanisch sein Alter an jeder Ecke an. Kann man spielen, tut nicht weh, aber "nette" Spiele gibt es mittlerweile viel zu viele.

 

Text: Chris