Da ich im Freundes- und Familienkreis einige Mitspieler habe, die zwar öfters gerne mal ein Spiel mitspielen, die Regelmenge sich allerdings in Grenzen halten und die Spieldauer nicht unbedingt die 90 Minuten überschreiten sollte, bin ich immer wieder auf der Suche nach neuen, tollen Familienspielen, die dieses Anforderungsprofil erfüllen. So haben wir uns in den letzten Wochen mit „Tajuto“, eine von Reiner Knizias Essen-Neuheiten, mehrmals ins Japan des 6. Jahrhunderts gewagt, um uns als buddhistische Mönche beim Pagodenbau zu beweisen und so am Ende hoffentlich den höchsten Grad der Erleuchtung erreichen zu können.
Wie funktioniert das Spiel?
In „Tajuto“ wetteifern zwei bis vier Spieler in ca. 60 Minuten beim Bau von acht verschiedenfarbigen Pagoden (mehrstöckige, turmartige Gebäude) darum, wer am Ende die meisten Erleuchtungs-
punkte erreicht hat. Sobald ein Spieler die vierte Pagode fertiggestellt hat, endet das Spiel sofort.
Jedem Spieler stehen zu Spielbeginn acht Opfersteine in den Farben der Pagoden und drei Aktionsplättchen zur Verfügung. Jedes dieser Aktionsplättchen kann man für eine von drei verschiedenen Aktionen nutzen. Hierfür „verbraucht“ man das Plättchen, indem man es dreht. Man kann entweder ein Pagodenteil aus einem Beutel ziehen, einen Opferstein auf ein bereits gebautes, unbelegtes Pagodenteil legen oder sich mit Meditationspunkten ein Plättchen kaufen. Das erste eigene Aktionsplättchen kann hierbei noch kostenlos eingesetzt werden. Möchte man eine zweite oder gar dritte Aktion durchführen, kostet dies Meditationspunkte. Man muss sich hier also ganz genau überlegen ob man sich nicht nur mit einer Aktion begnügt, da gerade im ersten Spieldrittel der Gewinn von Meditationspunkten schleppend vorangeht. Die Meditationspunkte kann man sich durch Opfern seiner Opfersteine oder den Bau von Pagodenteilen verdienen.
Das Bauen ist (neben dem Erfüllen von Zielplättchen) eine von zwei freien Aktionen, die jederzeit im eigenen Zug, auch mehrfach, durchgeführt werden können. Am Ende des eigenen Spielzuges muss man alle Pagodenteile, die man nicht bauen konnte (bis auf eines) wieder zurück in den Beutel werfen, was man möglichst vermeiden sollte. Zum Abschluss frischt man seine Aktionsplättchen wieder für den nächsten Zug auf, indem man sie in die Ausgangsposition zurückdreht.
Was ist das Besondere an "Tajuto"?
"Tajuto" besteht aus qualitativ hochwertigem Material. Der Beutel, aus dem man die Pagodenteile zieht, fühlt sich gut in den Händen an und ist auch für Spieler mit großen Händen geeignet. Auch die Pagodenteile sind sehr gut (aus Plastik) gefertigt, sodass man sie passgenau aufeinanderstapeln kann. Da eine Pagode aus sechs unterschiedlich großen Teilen besteht, die man aus dem Beutel ziehen muss, kommt hier einmal der Tastsinn der Spieler zum Tragen. Denn man muss natürlich mit dem größten Teil beim Bauen beginnen und die Türme mit immer kleiner werdenden Teilen bebauen. Da, zumindest wir, keine Farben erfühlen können, ist natürlich trotzdem noch eine ordentliche Portion Glück mit dabei, ob man denn nun ein passendes Teil zieht.
Etwas Taktik beim Kauf der Plättchen ist auch gefragt. Gebe ich meine mühsam ersparten Meditationspunkte für Plättchen aus, die mir die siegbringenden Erleuchtungspunkte liefern oder investiere ich in Plättchen, die mir noch während des Spiels zusätzliche Aktionen oder andere Vorteile bringen? Gerade im Spiel zu viert kann das Spiel nämlich sehr abrupt zu Ende sein und man sollte sich nicht zu spät um die Erleuchtungspunkte kümmern.
Wie sehr gefällt es uns?
"Tajuto" ist kein schlechtes Spiel und konnte in den Erst- und Zweitpartien viele Wenigspieler begeistern. Spielt man es jedoch öfters, wird es leider doch schnell langweilig. Der Beginn jeder Partie verläuft nämlich leider immer gleich. Man startet ohne Meditationspunkte und es sind noch keine Gebäudeteile gebaut. So kann jeder Spieler zu Beginn nur eine Aktion "wählen". Man zieht Gebäudeteile und baut diese um sich mühsam die ersten Meditationspunkte zu verdienen. Eine andere Möglichkeit bleibt leider erstmal nicht bis man sich ein Polster angesammelt hat oder es sich auch einmal lohnt einen Opferstein zu setzen. Hier wäre ein deutlich dynamischerer Start möglich gewesen, wenn vor Spielbeginn zufällig ein paar Pagodenteile gezogen werden oder die Spieler mit ein paar Meditationspunkten starten würden.
Zudem ist die Farbgebung mancher Pagodenteile nicht ganz optimal - die orangen und roten Pagodenteile sind schwer voneinander zu unterscheiden, wenn man keinen perfekt ausgeleuchteten Spieltisch hat.
Gut gefallen hat uns jedoch das Einbinden des Tastsinns. Das gibt es nicht oft und ist ein tolles, abwechslungsreiches Spielelement. Die untersten, größten Teile sind noch relativ leicht zu ertasten, aber gerade bei den kleineren, oberen Elementen kann es schon gerne einmal vorkommen, dass man falsch fühlt und das gezogene Teil nicht bauen kann. Weiterhin ist das Spiel schnell erklärt und auch zu viert wird die aufgedruckte Spielzeit von 60 Minuten fast nie erreicht. "Tajuto" ist somit flott gespielt, auch wenn der Beginn etwas zäh ist.
Holger: 6 (Es reicht bei mir gerade noch für eine 6. Der zähe und immergleiche Start trübt den Spielspaß bereits nach wenigen Partien, auch wenn das Grundgerüst Potenzial hat. Hier wäre mehr drin gewesen!)
"Tajuto" ist unserer Meinung nach leider nicht der ganz große Wurf. Für Gelegenheitsspieler ist das Spiel sicherlich keine schlechte Wahl, auch wenn hier der relativ hohe Preis (UVP ca. 50€) abschrecken dürfte. Für ein bis zwei Partien im Jahr ist das Spiel in Ordnung, möchte man jedoch mehr, bietet es leider zu wenig Abwechslung.
Text: Holger
Für diese Rezension stand uns ein Rezensionsexemplar zur Verfügung. Herzlichen Dank dafür an Abacusspiele.