Konventionell grüßt der Alchemist

Schon wieder ein Alchimisten-Spiel? Die werden auch immer beliebter. Zuletzt hat "Nemeton" eindrucksvoll gezeigt, wie man im Niemandsland der mittelmäßigen Spiele versinken kann - okay, das waren streng genommen Druiden, aber Tränke haben sie auch gebraut. Nun haben wir also auch in "The Valley of Alchemists" fleißig Zutaten gesammelt und mit diesen bunte Gebräue hergestellt. Ob das Spaß gemacht hat, erfahrt Ihr im Folgenden.

Wie funktioniert das Spiel?

Zwei von fünf Standardaktionen darf man im eigenen Zug in beliebiger Reihenfolge durchführen, auch eine doppelte

Aktion ist möglich. Man sammelt entweder zwei Ressourcenarten, von denen es vier verschiedene gibt (Wasser, Pilze, Kräuter und Federn). Mit diesen kann man dann Proben in Form von Phiolen herstellen und mit letzteren dann wiederum die

wichtigen Tränke brauen. Dabei darf ein Spieler von jeder Ressourcenart maximal sechs lagern, auch bei den Proben gibt es nur drei gleichzeitig. Als Aktion darf man dann beliebig viele der acht ausliegenden Tränke brauen, die sich in Farbe, Form und Wertigkeit unterscheiden.

 

Jeder gebraute Trank erhöht die Kenntnis im Sammeln bestimmter Ressourcenarten, womit man anschließend mehr Zutaten beim Sammeln der entsprechenden Ressource erhält. Die gebrauten Tränke werden dann auf einem der neun verfügbaren Truhenplätze gesammelt. Von dort lassen sich dann - ebenfalls eine der Aktionen - Reihen von drei Tränken verkaufen. Dabei erhält man unterschiedlich viele Zusatzpunkte, wenn Farben, Form oder Wertigkeit der drei Tränke übereinstimmen.

 

Auch Events sind im Kartenstapel der Tränke enthalten, alle davon triggern sofort eine negative Auswirkung auf alle Spieler, sobald sie aufgedeckt werden. Davor schützen kann man sich nur einmalig, indem man eines seiner insgesamt sechs Sonderplättchen umdreht. Alle davon geben einen einmaligen Boost bzw. verhindern den Verlust von Ressourcen.

 

Es gewinnt am Ende, wie so oft, der Spieler mit den meisten Punkten.

Was ist das Besondere an 

"The Valley of Alchemists"?

Kickstartertypisch weiß das Material durchaus zu gefallen. Die Karten sind recht einfach, aber hübsch illustriert, ebenso die Charaktertableaus. Auch die Ressourcenkristalle und die Phiolen sehen prima aus, letztere wirken fast schon ein klein wenig überproduziert.

 

Spielerisch ist der besondere Kniff die Kiste, in der die gebrauten Tränke gesammelt werden. Da man die Position nur mühsam verändern darf, muss man sich gut überlegen, welche Tränke man als nächstes braut und wo man sie geschickterweise hinlegt. Denn nur, wenn Farbe, Form oder Wertigkeit (oder alles zusammen) der drei verkauften Tränke in vertikaler, horizontaler oder diagonaler Reihe übereinstimmt, winken weitere Punkte.

Wie sehr gefällt es uns?

Nach der ersten Partie war ich ehrlich gesagt etwas verärgert, da das Spiel absolut null Risiko eingeht und klassisches Sammeln und Tauschen nach Schema F bietet. Ich hatte zwar durchaus Spaß, aber irgendwie war mir das zu wenig. Nach einer längeren Diskussion mit Klemens und ein paar Partien mehr, habe ich dann aber realisiert, dass der Kniff mit der Trank-Anordnung in der Truhe im Zusammenspiel mit den drei Unterscheidungskriterien der Tränke der interessante Teil dieses ansonsten extrem überraschungsfreien Treibens ist und - das muss ich zugestehen - dieser Part ist durchaus gut umgesetzt worden. Für das, was das Spiel machen will, funktioniert alles tadellos und hat letztendlich mehr Spieltiefe als zunächst gedacht, natürlich ohne jetzt wirklich anspruchsvoll zu sein. Man muss halt überlegen, auf was man als nächstes geht, was man wann kombiniert und wie man es am besten anordnet. Das reicht meiner Meinung nach aus, um das Spiel, begleitet durch seine farbenfrohe und gelungene Optik, über das Mittelmaß zu heben.

 

Doch so schön die goldene 16er-Siegpunktmünze glänzt, stören mich ein paar Dinge: das Ressourcensammeln und Horten gestaltet sich im späteren Verlauf ziemlich fitzelig. Irgendwann bekommt man so viele Ressourcen, dass man sie auf dem Tableau automatisch in Reihen auslegt, um die nächsten Braupläne zu ordnen. Generell muss ich auch sagen, dass ich das Spiel durchaus mal wieder spielen würde, letztendlich bietet es mir in Summe aber zu wenig, um es häufiger auf den Tisch zu bringen.

 

Immerhin gehen die Spielzüge recht flott, mit mehr als drei Spielern muss ich mir das Ganze aber nicht antun, da sich die Trankauslage hier zu schnell ändert und man selten gezielt auf einen Trank spielen kann.

Wertungen

Chris: 6 (Ach ja, letztendlich dann doch ein schönes, nettes Ressourcensammeln und Tauschen mit einer netten Verkaufsmechanik, darüber hinaus aber ziemlich monoton und ohne wirkliche Alleinstellungsmerkmale)

Klemens: 6 (Für zwischendurch finde ich das Spiel echt gelungen, die Platzierung in der Truhe ist interessanter als das Sammeln und Brauen davor)


FAZIT:

Kann man so machen! "The Valley of Alchemists" geht null Risiko ein und bietet ein in nahezu allen Belangen klassisches, überraschungsarmes Sammeln und Tauschen - wäre da nicht die Truhe, welche eine geschickte Anordnung der Tränke erfordert.

 

Hinzu gesellt sich eine knallig schöne Optik und fertig ist ein solides, gelungenes Alchemisten-Spiel, das man durchaus mal ausprobieren kann. Am Ende beileibe nichts Spektakuläres, aber manchmal sind es ja auch die kleinen und einfachen Dinge, die Spaß bereiten.

 

Text: Chris