In Vladimir Suchys "Underwater Cities" sucht die Menschheit diesmal nicht auf dem Mars ihr Glück, sondern in den Tiefen der Meere. Als Wissenschafter versuchen wir, unser Utopia mittels symbiotischen Städten, Entsalzungsanlagen und Tangfarmen aufzubauen. Ein durchaus interessantes Thema, aber wie gut spielt sich das Ganze?
Wie funktioniert das Spiel?
Innerhalb von zehn Runden, aufgeteilt in drei Äras, hat jeder Spieler in einer Runde drei Workerplacement-Aktionen und muss zudem sinnvolles Kartenmanagement betreiben.
Wir sammeln Ressourcen wie Stahlplastik, Wisssenschaft, Tang und auch Credits, um den Bau unserer Unterwasserstädte mitsamt Gebäuden und Tunneln voranzutreiben. Man wählt also einen der begrenzten Aktionsplätze aus und muss zwingend eine Handkarte spielen. Stimmt die Farbe der Karte mit der des Feldes überein, darf man zusätzlich zur Aktion des Feldes noch die Karte ausspielen oder deren Effekt abhandeln.
Hierbei kongruieren mächtige Karten mit schwachen Aktionsfeldern und andersherum, wodurch beide Spielelemente sehr gut aufeinander abgestimmt sind. Nach jeder Ära erfolgt eine Produktionsphase, ebenso muss man seine verbundenen Städte ernähren. Am Ende der dritten Ära gibt es zahlreiche Siegpunkte zu verteilen. Aber auch während des Spiels lassen sich auf allerlei Weise Punkte generieren oder man sichert sich Karten für die Endabrechnung sowie Zwischenziele, die nur ein einziger Spieler erhält.
Was ist das Besondere an "Underwater Cities"?
Definitiv die tolle Verzahnung der Karteneffekte mit den Aktionsfeldern. Man schaut hier schon ganz genau, welches Feld man besetzt und welche Karte man dazu ausspielen möchte.
Die anfangs knappen Ressourcen werden durch eine klug aufgebaute Stadt stetig üppiger und die Möglichkeiten steigen von Runde zu Runde. Auch die Qual der Wahl, welche Gebäude in welcher Kombination und Aufwertung man verfolgen will, stellt die Spieler vor schöne Herausforderungen.
Der hohe Wiederspielreiz muss hier ebenfalls positiv erwähnt werden, denn die 180 Karten sowie die doppelseitigen Spielpläne und die grundlegende Offenheit des Städtebaus sorgen dafür, dass sich jede Partie voneinander unterscheidet.
Wie sehr gefällt es uns?
Nun ja, da sind wir wieder beim leidigen Thema, der Bewertung. Grundsätzlich gab es niemanden, der das Spiel nicht mochte, aber durchaus Unterschiede bezüglich des Spielspaßempfindens. Für mich ist "Underwater Cities" ein wirklich hervorragendes Spiel, das mit frischen Ideen und einer wunderbaren Spielmechanik daherkommt. Natürlich kann man hier nicht auf Biegen und Brechen eine bestimmte Strategie fahren, dazu spielen die Karten eine zu große Rolle. Es erfordert also Flexibilität, sich den eröffneten Möglichkeiten anzupassen und diese möglichst effektiv und sinnvoll umzusetzen. Das Engine-Building der Karten spielt hier im Vergleich zu "Terraforming Mars" eine weniger starke Rolle, dennoch muss man auch in diesem Spiel gewisse Vorkehrungen treffen, um Spielzüge zu verstärken, weitere Handlungsmöglichkeiten schaffen und natürlich die Ressourcenproduktion ankurbeln.
Optisch kann man das Spiel als durchaus gelungen bezeichnen, leider gibt es Abzüge beim Material. Die Spielertableaus sind aus dünner Pappe, die Ressourcenmarker zweckmäßig. Auch die Karten selbst sind nicht von allerbester Qualität, aber noch im akzeptablem Rahmen. Die Gebäude werden durch kleine, farbige Scheibchen dargestellt. Joa, kann man machen, gewinnt aber echt keinen Atmosphärepreis. Wertet man Gebäude auf, muss man die Scheibchen auch noch stapeln, das ist fitzelig und birgt Potenzial, gerne mal umzufallen.
Die Downtime wird ab drei Spielern etwas bemerkbar, zu viert kann es unter Umständen etwas zu viel den Guten sein. Wenn man sich umhört, finden viele "Underwater Cities" zu zweit am besten, uns hat es dagegen zu dritt am meisten überzeugt.
Im Gegensatz zu "Terraforming Mars" baut man hier solitär an seiner eigenen Stadt, was nicht jedem so gut gefallen hat. Außer bei den Aktionsfeldern und einigen Karten kommt man sich also nicht in die Quere. Den einen gefällt das, weil sie sich auf "ihr Ding" konzentrieren können, andere Spieler bemängeln die dadurch fehlende Interaktion. Beide Seiten sind meiner Meinung nach nachvollziehbar.
Zur Info:
Die Ressourcen, die auf den Bildern zu sehen sind, sind nicht im Spiel enthalten. Es handelt sich um Deluxe-Ressourcen, erhältlich über Ebay, Etsy, etc.
Chris: 7 (spielerisch sehr interessant und super konzipiert. Die Tendenz geht Richtung 8, aber kein Highlight für mich, da es atmosphärisch ganz klar gegen Terraforming Mars verliert, zudem einige Materialschwächen und Schwächen bei der thematischen Umsetzung. Irgendwie fehlt mir etwas, aber ich kann nicht genau sagen, was es ist)
Eva: 7 (Gutes Spiel mit netter Kombination von Aktionsfelder und Karteneffekten, darüber hinaus aber sowohl vom Setting, Spielmaterial und der aufkommenden Atmosphäre nicht ganz mein Fall)
Holger: 6 (Ehrlich gesagt schwanke ich zwischen 6 und 7. Eins ist aber klar: das Spiel hat mich nicht so recht überzeugt. Engine-Builder sind aber eh nicht so mein Ding, zu oft habe ich das Gefühl, zu wenige wirklich sinnvolle Optionen zu haben, der Zufall beim Kartenziehen widerstrebt mir einfach etwas in solchen größeren Strategiespielen. Zudem ist es anstrengend, alle Karten und Spielpläne der Mitspieler im Blick zu haben, das solitäre Bauen gefällt mir weniger als das "gemeinsame" in Terraforming Mars)
"Underwater Cities" ist ein gelungenes Spiel, das Workerplacement und Kartenmanagement auf eine frische Art und Weise gekonnt vereint. Ein Spielvergnügen mit schönem Thema und gelungener Ertragskurve, aber auch mit Materialschwächen und einem etwas zu solitärem Städtebau, der nicht allen Spielern so gefällt.
Atmosphärisch zudem nicht so stark wie "Terraforming Mars", auch weil das Thema innerhalb des Spiels nicht wirklich greifbar ist. Unter Wasser schön und gut, mit ein paar kleinen Änderungen könnte es aber auch sonst wo thematisch angesiedelt sein.
Die Erweiterung "New Discoveries" wird die Materialschwächen defintiv verringern. Ob sie das Spiel in Summe bei uns zu einem unangefochtenen Highlight macht, bleibt abzuwarten.
Text: Chris