Am Ende eines jeden Regenbogens wartet ... na? Wisst Ihr es? Richtig, natürlich ein Topf voller Gold. Verständlich also, dass die Einhörner sofort alles stehen und liegen lassen, sobald dieses bunte Naturschauspiel auftaucht. Gleichzeitig starten jedoch auch gierige Wetten unterschiedlichster Fabelwesen, die Gier nach Ruhm und Gold ist allgegenwärtig. Klingt skurril? Japp, ist es auch. Aber auch das perfekte Setting für ein spaßiges, chaotisches Wett- und Rennspiel.
Als Sarina das Spiel aufgebaut sah, sagte sie: "Das ist das schönste Spiel, das ich je gesehen habe." Nächster Satz: "Wahrscheinlich ist es spielerisch totaler Mist. Aber es sieht bombastisch gut aus."
Wir klären das. Ist "Unicorn Fever" die erhoffte Party-Granate?
Wie funktioniert das Spiel?
Wer nach vier Rennen die wenigsten Kredite bei der Elfenmafia und die meisten Ruhmpunkte hat, gewinnt eine Partie "Unicorn Fever".
Grundsätzlich hat jeder Spieler in der Planungsphase vor dem Rennen drei Aktionen. Reihum führt man immer eine davon aus, indem man sich einen Aktionsmarker vom Spielplan nimmt. Dabei gilt: je früher man eine Aktion wie Sieg- und Platzwetten abschließen, Zauberkarten auf Einhörner ausspielen oder Verträge mit Fabelwesen eingehen macht, desto besser ist die Aktion. Auf Wetten setzt man beliebig viel Geld und erhält bei gewonnener Platzwette (Einhorn auf den ersten drei Plätzen) das Doppelte. Gewinnt man eine Siegwette (Einhorn muss gewinnen), multipliziert sich das eingesetzte Geld mit der Gewinnquote des Einhorns, maximal das Siebenfache des Einsatzes. Natürlich gibt es auch Ruhmpunkte zu gewinnen, wenn Wetten erfolgreich sind.
Elementar wichtig für das Manipulieren der Gewinnchancen ist das verdeckte Ausspielen von Zauberkarten auf Einhörner seiner Wahl. Erst kurz vor dem Rennen werden diese offenbart und während des Rennens verwendet. Da es für jede positive Karte auch ein negatives Pendant gibt, heben sich solche Karten (falls sie auf dasselbe Einhorn gespielt wurden) auf.
Nach dem Rennen werden Gewinne ausgezahlt, abhängig von den bereits erzielten Ruhmpunkten Steuern gezahlt sowie die Gewinnquoten der Einhörner angepasst. Das Einhorn auf dem aktuell letzten Platz verfällt zudem dem titelgebenden Einhorn-Fieber, woraufhin dieses im nächsten Rennen seine Spezialfähigkeit aktiviert.
Was ist das Besondere an
"Unicorn Fever"?
Das Spielmaterial passt sich dem Thema wunderbar an: qietschbunt, kitschig und höchst extravagant - wunderbar! Optisch ist das schlicht das Beste, was wir in den letzten Jahren auf dem Tisch hatten. Ein extragroßes Spielfeldtuch (sollte man vorher bügeln! Dann ist es perfekt) und riesige, bemalte Einhörner, die unheimlich knuffig und witzig aussehen. Auch die Karten gefallen mit wundervollen Illustrationen und lustigen Überschriften. Kickstartertypisch gibt es zudem einige Upgrades wie Münzen, Siegpunkte aus Holz und vieles mehr.
Achtung! Leider gilt das aber nur für die Kickstarter-"Ultimate"-Version. Die normale Verkaufsversion hat weder das große Spielfeld, noch die großen, bemalten Figuren.
Wie sehr gefällt es uns?
Ich habe mich riesig auf "Unicorn Fever" gefreut. Nicht, weil ich Einhörner mag, im Gegenteil. Aber das Ganze ist so wunderbar skurril und witzig, dass ich mir ein Partyspiel der Extraklasse erhofft habe. Eines, bei dem man - getragen von der bombastischen Optik - gebannt den Einhorn-Rennen folgt und alle Mitspieler lauthals lachen. Habe ich so ein Spiel bekommen? Leider nein. Doch der Reihe nach.
Nach dem Aufbau waren sämtliche Spieler völlig geflasht und fasziniert, vor allem von den grandiosen Einhorn-Figuren. Alle mit Liebe zum Detail, auch die Karten laden immer wieder zum Schmunzeln ein. Meine Frau Sarina sprach vom "schönsten Spiel aller Zeiten" und vermutete gleichzeitig ein spielerisches Fiasko. Klemens war sich nach der flotten Regelerklärung sicher, dass das Spiel "gar nicht so schlecht sein könnte".
Ich beginne mit dem Positiven: das Spiel ist in seinen besten Momenten super. Wenn ein zum Scheitern verurteiltes Einhorn auf dem letzten Platz sich per Katapultsprung direkt zum Sieg schießt, sorgt das für schallendes Gelächter, High-Five-Momente und bei den Verlieren für ungläubiges Kopfschütteln. Grundlegend liegt dem enorm glücksbetonten Fun-Spiel eine recht clever konstruierte Mechanik zugrunde. Die Einhörner bewegen sich alle in Abhängigkeit einer Laufkarte, bei welcher die Einhörner mit besseren Quoten meist auch etwas höhere Werte haben. Die Sprint-Würfel sind in Kombination mit den Super-Fähigkeiten bei einem Pasch toll integriert, auch der Aktionswahlmechanismus, die Verträge und die Zauberkarten sind prima umgesetzt worden.
Leider sind diese tollen Momente, bei denen euphorisch gejubelt wird oder die Halsschlagader böse anschwillt, deutlich zu selten. Die Rennen sind selbst recht flott vorbei (auch wenn man sie zelebriert), dagegen ist der Verwaltungsaufwand vor und nach einem Rennen zu groß. Die Aktionswahl mit den Geboten, Verträgen und Zauberkarten kann sich ziehen. Es ist außerdem schade, dass man äußerst schnell alle Zauberkarten kennt und diese das Rennen oftmals nur marginal verändern. Klar, das ist wichtig für die Balance, aber ein paar mehr Super--Effekte wären einfach noch interessanter gewesen. Die Rennen laufen ansonsten nämlich etwas zu kühl ab, die Temperatur kocht nur selten hoch, was in so einem Spiel einfach wichtig gewesen wäre.
So wunderbar die Zauberkarten, mit denen man Einhörner boosten oder aufhalten will, auch sind - übersichtlich sind sie nicht. Man erkennt an der Farbe, ob sie einen positiven (weiß) oder negativen Effekt (schwarz) haben und die Buchstaben sind prinzipiell eine gute Idee, um zügig festzustellen, ob sich Karten egalisieren. Leider sind sie super klein und sinnvoller wäre es noch gewesen, wenn beispielsweise Karten, welche den Sprint modifizieren, ein passendes Symbol rechts oben auf der Karte hätten. Das ist aber wirklich nur ein kleiner Kritikpunkt, denn dafür sind die Illustrationen und die Texte zu schön und witzig.
Am Ende kommt der unserer Meinung nach wichtigste Punkt: Ohne die "Utimate"-Edition mit dem großen Spielfeld und vor allem den genialen, riesigen Einhörnen verliert das Spiel massiv an Charme und Atmosphäre. Das geht sogar so weit, dass einige Mitspieler meinten, dass das Spiel in der normalen Retail-Version für sie nicht interessant genug wäre. Das liegt dann sicherlich auch daran, dass "Unicorn Fever" spielerisch aus den oben genannten Gründen nicht vollends überzeugen konnte.
Auch wenn ich ein klein wenig enttäuscht bin, darf es erstmal im Regal bleiben. Dafür ist das Ganze optisch zu genial und spielerisch zwar bei weitem nicht so spaßig, wie es hätte sein können, aber immer noch gut genug, um es ab und an mal auf den Tisch zu bringen.
Chris: 7 (So schade. Hat nicht ganz meine Erwartungen erfüllt, zu selten ist das Spiel wirklich die Gaudi, die ich mir erhofft hatte. Dennoch mag ich es, die Optik ist weltklasse, vor und nach den Rennen passiert mir aber zu vieles, das den Spielspaß ausbremst. Dennoch ein gelungenes Wettspiel)
In der normalen Verkaufsversion: 5
Klemens: 7 (Also ich finde das Spiel auch spielerisch interessant genug, würde ich jederzeit wieder mitspielen, aber die Ultimate-Edition setzt dem Spielspaß schon eine ordentliche Schippe drauf)
In der normalen Verkaufsversion: 6
Sarina: 7 (Besser als ich erwartet hatte, das Spielmaterial ist in der Ultimate-Edition das Schönste, was ich je gesehen habe, trifft total meinen Geschmack. In der Verkaufsversion fällt es für mich MASSIV ab, so würde ich es auf keinen Fall spielen wollen)
In der normalen Verkaufsversion: 4
Eva: 5 (Hat mich spielerisch enttäuscht, da es viel zu selten sein Potenzial ausgeschöpft hat. Nur vereinzelt zum Brüllen witzig, ansonsten viel zu viel Aufwand für unkontrolliertes Glücksspiel. Optisch natürlich großartig)
In der normalen Verkaufsversion: 4
"Unicorn Fever" sorgt in seinen besten Momenten für eine Explosion am Spieltisch. Leider viel zu selten, zudem ist der Verwaltungsaufwand vor und nach einem Rennen zu groß. Vor allem für das, was am Ende bei den flotten Rennen passiert, nämlich viel Zufall, keine durchgehende Spannung und zu selten Effekte, die das Feld von hinten aufräumen lassen.
HINWEIS:
In der Ultimate-Version setzt "Unicorn Fever" bezüglich Optik und Material neue Maßstäbe. Ein phänomenal gutaussehendes Spiel. In der Verkaufsversion verliert das Ganze unserer Meinung aber enorm viel von seiner Atmosphäre, was spielerisch nicht mehr aufgeholt werden kann. Daher erhält das Spiel von uns zwei unterschiedliche Wertungen.
Text: Chris