Knallharte Entscheidungen vor idyllischer Strandkulisse

"Vanuatu" ist eines dieser Spiele, die einen bereits optisch abholen und einen gewissen Flair haben. Zumindest die zweite Edition, denn die punktet im Vergleich zur ersten Auflage mit tollem Spielmaterial und extrem gelungenen Illustrationen. Und auch spielerisch weiß dieses Spiel zu gefallen, was an einem wirklich gelungenen, knallharten Aktionsmechanismus liegt, der keine Gefangenen macht.

Wie funktioniert das Spiel?

Innerhalb von acht Runden versuchen wir, unser hart verdientes Geld möglichst clever einzusetzen und in Siegpunkte umzumünzen. Zuerst wählt man - ähnlich wie in "Puerto Rico" - eine von zehn Charakterkarten für die aktuelle Runde, die eine ganz bestimmte Aktion verstärkt bzw. verbilligt. Ob man die besagte Aktion letzten Endes auch ausführen kann, steht auf einem anderen Blatt, denn nur wer die Mehrheit auf einem der neun Aktionsfelder hat, darf dementsprechend agieren. Bei Gleichstand entscheidet die Spielerreihenfolge. Jede Runde muss man zudem eine neue Charakterkarte wählen und seine vorherige den Mitspielern zur Verfügung stellen.

 

Zuerst setzt man reihum zwei seiner fünf Aktionsscheiben auf dasselbe oder unterschiedliche Aktionsfelder. Dann erneut zwei, bevor auch die letzte Scheibe gesetzt wird. Nun geht es erneut reihum: entweder aktiviert man ein Feld durch eine Mehrheit (und nimmt seine Scheiben dann weg) oder man entfernt alle Scheiben auf einem Feld, auf dem man nicht die Mehrheit hat. Ist Letzteres der Fall, muss man quasi einen Zug aussetzen.

 

Im Spiel bewegt man sein Schiff, um Schätze zu sammeln oder Fische zu fangen; ebenso lassen sich Waren an eigenen Verkaufshäusern verschiffen oder man bringt Touristen auf eine der Inseln, um Geld zu scheffeln. Neben der Sandmalerei kann man auch einfach gar nichts tun und sich eines der vier Ruheplättchen aussuchen, wovon eines davon das Startspielerplättchen für die nächste Runde ist.

 

Was ist das Besondere an "Vanuatu"?

Vor allem die zwingende Erfordernis, mehr Scheiben auf einem Aktionsfeld als alle anderen zu haben - ein ziemlich fieser Mechanismus, der oftmals für harte Entscheidungen und spannendes Taktieren sorgt. Toll!

 

Auch die Wahl der passenden Charakterkarte erfordert gutes Timing, denn nicht selten ist man nur dadurch in der Lage, überhaupt etwas zu tun. Ein Horten des eigenen Geldes ist in "Vanuatu" nämlich nicht möglich: Erhält man zu irgendeinem Zeitpunkt mehr als neun Geld, verliert man dieses sofort wieder und erhält fünf Siegpunkte. Im falschen Moment kann das einen ziemlich hart treffen und einen Spieler schnell vor große Probleme stellen, denn ohne Geld lässt sich hier fast nichts bewerkstelligen.

 

Wie sehr gefällt es uns?

"Vanuatu" hat allen Mitspielern gut gefallen. Es ist recht schnell erklärt, lässt keine Fragen offen und bietet einen originellen, taktisch anspruchsvollen Wettkampf. Gleichzeitig versprüht die extrem gelungene, bunte Karibik-Optik Atmosphäre und ein Gute-Laune-Gefühl. Wir waren durchaus überrascht, wie frisch sich dieses Spiel spielt und wie fordernd der tolle Aktionsauswahl-Mechanismus ist. Vor allem mit vier oder fünf Mitspielern wird das bunte Treiben sehr herausfordernd, immer wieder macht ein Mitspieler einem einen Strich durch die Rechnung. Ab und an kann das gewaltig weh tun und man gerät bei zu vielen, riskanten Zügen, die misslingen, gewaltig ins Hintertreffen. Aber das macht "Vanuatu" auch aus, es ist ein sehr konfrontatives Spiel.

 

Letztes Endes ist das Spiel vielleicht am Ende einen Tick zu lang und das, was man hier tut, ist nicht sonderlich spektakulär, aber das muss es auch nicht immer sein. Die Aktionen sind thematisch, ohne jetzt wirklich für euphorische Jubelstürme zu sorgen. Tatsächlich fühlt sich das Spiel aber erfrischend anders an als viele andere Vertreter seiner Art, weshalb es einen Platz in unserem Regal ergattert hat.

 

Wertungen

Chris: 7 (kleiner Geheimtipp, schönes Spiel, das ganz schön fies sein kann und bei dem man ab und an auch mal mit einer Nullrunde leben muss, zu fünft sehr gemein, aber eben auch besonders)

Mark: 7 (hat mir gut gefallen, auch wenn ich oft die falschen Entscheidungen getroffen habe)

 

Eva: 7 (Tolle Optik, interessante Spielmechanik mit einigen frischen Ideen, durch die es sich von anderen Spielen abhebt. Jederzeit wieder.)

Sarina: 7 (optisch gefällt es mir besonders gut und auch spielerisch hat das eine Menge Spaß gemacht. Nichts Wildes, aber würde ich jederzeit wieder mitspielen.)

Franzi: 7 (gut, aber echt knallhart)


FAZIT:

"Vanuatu" hebt sich von der riesigen Masse an Workerplacement-Spielen positiv ab, der Aktionsauswahl-Mechanismus ist originell, gemein und taktisch anspruchsvoll. In der zweiten Edition punktet das Spiel zudem durch eine überzeugende Optik mit schönem Karibik-Flair.

 

Ein erfrischend anderes Spiel ohne große Einstiegshürde und recht flüssigem Spielablauf, vielleicht ein Tick zu lang und ein wenig unspektakulär. Aber eben mit Atmosphäre und ohne unnötiges Blähwerk drumherum. Ein tolles, sympathisches Spiel.

 

Text: Chris